11.
Jener Mönch hörte davon, wie die Kinder durch das Zusammentreffen mit der Schlange in große Gefahr gekommen waren und dann, als sie die Schlange gebändigt hatten, obendrein mit vielen Schlägen gezüchtigt wurden. Da bat er den Abt, man möge ihm fürderhin kein Brot noch sonst irgendeine Speise senden. Schon war der achte Tag vorüber, seit sich der Mann Christi freiwillig der Gefahr des Hungertodes ausgesetzt hatte. Das Fasten dörrte die Glieder aus, allein sein Geist, der auf den Himmel gerichtet war, konnte nicht ermüden. Der Leib ermattete vor Hunger, der Glaube blieb ungebrochen stark. Mittlerweile hatte der Geist den Abt angetrieben, seinen Schüler aufzusuchen. Voll treubesorgter Liebe, beseelt vom Verlangen, zu erfahren, womit der glaubensstarke Mann sein Leben friste, der kein Brot von einem Menschen annehmen wollte, machte er sich selbst auf die Suche nach ihm. Sobald der Mönch den Greis von ferne kommen sah, lief er ihm entgegen, dankte ihm und führte ihn zu seiner Zelle. Als sie miteinander eintraten, sahen sie vorn an dem Türpfosten einen Korb aus Palmzweigen hängen, der mit warmen Broten angefüllt war. Zunächst rochen sie den warmen Duft des Brotes, als sie es dann berührten, hatten sie den Eindruck, als wäre es vor kurzem erst aus dem Ofen gekommen. Die Form des Brotes war aber nicht die ägyptische. Voll Staunen erkannten beide darin eine Gabe vom Himmel. Der Einsiedler behauptete dabei, dieser Gnadenerweis sei der Ankunft des Abtes zu danken; dieser aber schob ihn vielmehr dem Glauben und der Tugend des Einsiedlers zu. So brachen sie beide das Himmelsbrot mit großer Freude. Als der Greis ins Kloster zurückgekehrt war, erzählte er es den Brüdern. Heiliger Eifer ergriff da alle; sie wollten um die Wette in die heilige Einsamkeit der Wüste eilen; sie erklärten, wenn sie noch länger in der Gemeinschaft mit vielen anderen verweilen müßten, würden sie unglücklich; der Umgang mit den Menschen sei ja nur eine Quelle von Leiden.
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