5.
"Natürlich werde ich mich", entgegnete Postumianus, "in Zukunft in acht nehmen, irgend jemand wegen seiner Enthaltsamkeit zu loben, damit ein so unerreichbares Beispiel ja nicht bei unseren Galliern Anstoß errege. Ich wollte zwar von dem Mahle jenes Cyrenäers und auch von den folgenden Mahlzeiten noch mehr erzählen; denn wir blieben sieben Tage bei ihm.Doch ich will davon absehen, damit nicht Gallus den Eindruck bekomme, als wollte ich ihn zum besten halten. Als am folgenden Tage einige der Einwohner uns besuchten, erfuhren wir, daß unser Gastgeber Priester sei; er hatte uns das sorgfältig zu verheimlichen gewußt. Wir gingen dann mit ihm zur Kirche, die unserm Auge verborgen war, weil sie in einer Entfernung von ungefähr zwei Meilen[^8] hinter einem Berge lag. Sie war in Fachwerk aus gewöhnlichen Zweigen und Ästen hergestellt und sah nicht viel größer aus als die Hütte unseres Gastgebers, in der man nur gebückt stehen konnte. Als wir uns nach den Sitten der Einwohner erkundigten, machten wir die auffallende Wahrnehmung, daß sie von Kauf und Verkauf nichts wissen. Betrug und Diebstahl sind ihnen unbekannte Begriffe. Gold und Silber, das die Menschen als das Höchste preisen, besitzen sie nicht und haben auch kein Verlangen darnach. Als ich nämlich jenem Priester zehn Goldstücke anbot, wies er sie zurück und erklärte in hoher Weisheit, Gold errichte nicht die Kirche, sondern vernichte sie. Wir schenkten ihm dafür einige Kleidungsstücke.
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