23.
Ich gab zur Antwort: „Wie, hast du denn nicht genug an meinem Büchlein über meinen Martinus? Du weißt ja, daß ich darin sein Leben und seine Wundertaten veröffentlicht habe“. „Ich weiß das wohl“, erwiderte Postumianus, „dies Büchlein kommt nie aus meiner Hand. Sieh, da ist es, wenn du es erkennst“. Dabei öffnete er ein Buch, das er unter seinem Gewände verborgen getragen hatte. „Dies Büchlein war mein Begleiter zu Wasser und zu Land, es war mir S. 97Gefährte und Trost auf meiner ganzen Pilgerfahrt. Gern will ich dir berichten, wohin das Buch überall gedrungen ist und daß es auf dem Erdkreis kaum einen Ort gibt, wo ein so beglückendes Lebensbild nicht allgemein bekannt und in aller Hände wäre. Nach Rom brachte es als erster dein treuer Freund Paulinus. Man riß sich dort um die Wette darum. Ich sah die Buchhändler vor Freude strahlen, denn sie hielten kein Geschäft für einträglicher, verkauften sie doch das Buch so rasch und teuer wie keines. Meiner Seereise war es schon lange vorausgeeilt. Als ich nach Afrika kam, wurde es schon in ganz Karthago gelesen. Nur jener Priester zu Cyrene besaß es nicht; aber ich lieh es ihm, und er schrieb es ab. Was soll ich von Alexandria sagen? Es ist dort allen fast mehr bekannt als dir. Das Buch hat Ägypten, Nitrien, Thebais, überhaupt alle Reiche von Memphis durchwandert. In der Wüste sah ich einen Greis darin lesen. Als ich ihm sagte, ich sei dein Freund, da trug er mir mit vielen seiner Mitbrüder auf, dich zu bewegen, daß du ergänzest, was du in diesem Buche nach deiner eigenen Aussage von den Wunderwerken des Martinus übergangen hast. Das war sein Auftrag, falls ich je wieder hierher kommen und dich noch gesund antreffen sollte. Drum, wohlan! Ich will nicht das von dir hören, was schon zur Genüge aufgezeichnet ist. Willfahre meinem Wunsche und dem vieler anderer, erzähle jetzt das, was du damals nicht angeführt hast, um, wie ich glaube, bei den Lesern Überdruß zu vermeiden“.
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