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Ich ging also zu jener Hütte, die ich von der Ferne erblickt hatte. Dort fand ich einen Greis; er war S. 74mit Fellen bekleidet und drehte an einer Handmühle. Er grüßte uns und nahm uns freundlich auf. Wir erklärten ihm, wir seien an dieses Gestade geworfen worden und würden jetzt durch die Seestille an der sofortigen Weiterfahrt gehindert; wir seien ans Land gegangen, um dem natürlichen Wissensdrange nachzugeben, die Bodenbeschaffenheit wie die Kultur der Einwohner kennen zu lernen. Wir seien Christen und deshalb möchten wir vor allem in Erfahrung bringen, ob es in dieser Einöde auch Christen gebe. Jetzt warf sich jener uns mit Freudentränen zu Füßen; immer und immer wieder küßte er uns und lud uns zum Gebete ein. Er breitete Hammelfelle auf den Boden aus und ließ uns Platz nehmen. Dann setzte er uns ein wahrhaft reichliches Mahl vor, ein halbes Gerstenbrot, Wir waren unser vier, er der fünfte. Er brachte auch ein Büschel Kräuter herbei, deren Name mir entfallen ist; sie glich der Minze, hatte viele Blätter und den Geschmack von Honig. Uns mundete dieses süße und wohlschmeckende Gericht gar sehr, und wir aßen uns satt".
Da sprach ich lachend zu unserem Gallus: "Gallus, was hältst du von einem solchen Mahl? Ein Büschel Kräuter und die Hälfte eines Brotes für fünf Männer!„ Schüchtern, wie er ist, errötete er bei diesem Necken von meiner Seite und sagte: “Du bleibst immer derselbe; du lassest keine Gelegenheit, die sich dir bietet, vorübergehen, ohne mich wegen meines guten Appetits aufzuziehen. Aber das ist grausam von dir, daß du von uns Galliern verlangst, wir sollten wie Engel leben. Ja, bei meiner Vorliebe fürs Essen kommt mir der Gedanke, auch die Engel müßten essen. Denn was dieses halbe Gerstenbrot betrifft, so würde ich mich schämen, es auch nur für mich allein anzurühren. Jener Cyrenäer allerdings mag damit zufrieden sein; ihn zwingt ja die Not wie die Natur zum Hungern. Schließlich mögen damit auch jene vorlieb nehmen, denen das Schaukeln auf dem Meere alle Lust am Essen benommen hat. Wir sind weit weg vom Meere und, was ich dir schon oft versichert habe, wir sind eben Gallier[^7] , Doch dieser möge S. 75lieber mit seiner Erzählung von dem Cyrenäer weiterfahren".
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