Edition
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De spectaculis
25
1 an ille recogitabit eo tempore de deo positus illic ubi nihil est de deo? pacem, opinor, habebit in animo contendens pro auriga, pudicitiam ediscet attonitus in mimos. 2 immo in omni spectaculo nullum magis scandalum occurret quam ille ipse mulierum et virorum accuratior cultus. ipsa consensio, ipsa in favoribus aut conspiratio aut dissensio inter se de commercio scintillas libidinum conflabellant. 3 nemo denique in spectaculo ineundo prius cogitat nisi videri et videre. sed tragoedo vociferante exclamationes ille alicuius prophetae retractabit et inter effeminati tibicinis modos psalmum secum comminiscetur, et cum athletae agent, ille dicturus est repercutiendum non esse. 4 poterit ergo et de misericordia moneri defixus in morsus ursorum et spongias retiariorum. avertat deus a suis tantam voluptatis exitiosae cupiditatem! 5 quale est enim de ecclesia dei in diaboli ecclesiam tendere, de caelo, quod aiunt, in caenum? illas manus quas ad deum extuleris postmodum laudando histrionem fatigare? ex ore, quo Amen in Sanctum protuleris, gladiatori testimonium reddere, EIS AINÔNAS AP' AINÔNOS alii omnino dicere nisi deo et Christo?
Übersetzung
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Über die Schauspiele (BKV)
25. Der Anblick der Spiele macht rasend und lenkt die Gedanken von göttlichen Dingen ab.
Wird der, welcher sich da befindet, wo nichts ist, was Gott angehört, wohl während der Zeit an Gott denken? Vermutlich wird er, wenn er für den S. 131Wagenlenker Partei nimmt, in seiner Seele den Frieden bewahren; Keuschheit wird er lernen, wenn er von den Komödianten gefesselt ist1. Richtiger gesagt, es wird uns bei jeder Art von Schauspiel kein größeres Ärgernis aufstoßen, als der sorgfältigere Putz der Männer und Weiber. Die Übereinstimmung, das Zusammenstimmen oder auch das Nichtübereinstimmen in den Gunstbezeigungen gegen die Spieler lockt durch den gegenseitigen Verkehr oft die Funken der bösen Lust hervor. Auch denkt niemand, der die Schauspiele besucht, an etwas anderes als daran, gesehen zu werden und andere zu sehen. Aber, während der Tragöde hochtragisch deklamiert, dann werden einem wahrscheinlich die Ausrufungen irgend eines von den Propheten vorschweben? — Während der weichlichen Melodien des Schauspielers wird man wohl an einen Psalm denken, und während die Athleten agieren, wird unser guter Freund den Ausspruch tun, man dürfe nicht wieder schlagen. Er wird sich in der Lage befinden, sich vom Mitleid rühren zu lassen, während er unverwandt auf die Bisse der Bären und die zusammengerollten Netze der Netzfechter blickt, — Möge Gott die Begierde nach einem so verderblichen Vergnügen von den Seinigen fernhalten! Wie soll ich es nennen, wenn man aus der Gemeinde Gottes zur Gemeinde des Teufels eilt? aus dem Himmel in einen Haufen Unrat? wenn man dieselben Hände, die man zu Gott erhebt, nachher zum Lobe des Schauspielers abmüht? wenn man mit demselben Munde, womit man das Amen gegen das Allerheiligste2 spricht, über den Gladiator ein Urteil abgibt und einem ändern als Gott und Christus allein „unsterblichen Ruhm" zuruft3?