[Vorwort]
Aus einem uns unbekannten Grunde hatte sich Hieronymus mit Castorina, der Schwester seiner Mutter, entzweit. Nachdem ein vor Jahresfrist an sie gerichteter Brief, der verlorenging, kein Echo gefunden hatte, schickt er dieses nach Cav. (I 48 f.) ziemlich brüske, nach Gr. (I 165) herzliche Versöhnungsschreiben an seine Tante. Er bittet, dem unchristlichen Zustande ein Ende zu machen. Dabei unterläßt er taktvoll jede Schuldfrage, betont aber, daß er mit seinem Gewissen in Ordnung sei, falls die dargebotene Hand zurückgewiesen werden sollte.
Aus dem Briefe selbst ergibt sich über Zeit und Ort seiner Abfassung kein Anhaltspunkt. Trotzdem verlegen ihn die Biographen, auch die neuesten, in die Tage des Wüstenaufenthaltes. Als Begründung führt Gr. (I 54) an, daß in dieser Zeit sein brieflicher Verkehr mit der Heimat am regsten war, während Cav. (II 15 f.) „zweifelsohne“ den verlorenen Brief in die Tage seiner Krankheit während seines Aufenthaltes in Antiochia glaubt verlegen zu müßen. Da das Zerwürfnis nach dem Inhalt des Briefes eine Reihe von Jahren gedauert haben muß, können nur die späteren Jahre des Einsiedlerlebens (375/379), falls er in dieses fällt, in Frage kommen.
