Sechster Artikel. Die besagten Sünden kommen von der Wollust.
a) Sie kommen aus anderen Quellen. Denn: I. Die Unbeständigkeit kommt vom Neide; der verschieden ist von der Wollust. II. Jakob. 1. heißt es: „Der doppelzüngige Mann ist stets unbeständig.“ Also ist die Falschheit, eine Tochter des Geizes (31. moral. 17.), die Quelle der Unbeständigkeit. III. Die erwähnten Sünden entsprechen einem Mangel in der Vernunft. Also entspringen sie mehr den geistigen wie den fleischlichen Sünden. Auf der anderen Seite steht die Autorität Gregors. (31.Moral.17.)
b) Ich antworte, „das sinnliche Ergötzen verderbe im höchsten Grade die Wertschätzung der Klugheit“ (6 Ethic. 5.); und zumal jenes Ergötzen, wie es der Wollust eigen ist, das die ganze Seele verzehrt und vom Denken durchaus abwendet. Denn die Vollendung der Klugheit, sowie jeder Tugend in der Vernunft, besteht im Absehen vom specifisch Sinnlichen. Also entspringen jene Fehler vorzugsweise der Wollust.
c) I „Neid und Zorn ziehen die Vernunft zu Anderem und veranlassen so die Unbeständigkeit; die Wollust aber löscht aus das Urteil der Vernunft;“ nach 7 Ethic. 6. II. Die Falschheit folgt ebenso aus der Wollust wie die Unbeständigkeit; denn sie schließt ein, daß man sich leicht zu Anderem wendet: „In der fleischlichen Liebe ist bald Krieg bald Friede und Waffenstillstand.“ III. Die fleischlichen Sünden löschen in höherem Grade das rechte Urteil der Vernunft aus, weil sie von letzterer ganz und gar abführen.
