Vierter Artikel. Es ist unerlaubt. Geld zu nehmen für das mit dem Geistigen verbundene.
a) Dies scheint erlaubt. Denn: I. Alles Zeitliche ist mit Geistigem verbunden, sollen wir doch das Zeitliche nur auf Grund des Geistigen erstreben. Also dürfte man im genannten Falle nichts Zeitliches verkaufen. II. Die heiligen Gefäße sind wohl am meisten mit Geistigem verbunden. Diese aber kann man verkaufen für die Befreiung der Gefangenen, wie Ambrosius sagt. (2. de off. 28.) III. Die Rechte des Begräbnisses, des Patronats, der Erstgeburt (bei den Alten, denn da waren die erstgeborenen Priester), des Empfangens von Zehnten sind mit Geistigem anerkanntermaßen verbunden. Abraham aber kaufte die Doppelhöhle von Ephron als Begräbnisplatz (Gen. 23.); Jakob von Esau das Recht der Erstgeburt; das Recht des Patronats geht mit über auf den Ankäufer des betreffenden Gutes; die Zehnten bewilligt man oft Soldaten und können sie zudem losgekauft werden; die Kirchenoberen behalten sich manchmal für gewisse Zeit die Einkünfte der Präbenden die sie verleihen. Also. Auf der anderen Seite sagt Paschalis (1 Qq. 3. cap. 81 Si quis objecerit): „Wer eines von zwei Dingen verkauft, die zu einander gehören, so daß das eine nicht vom anderen getrennt werden kann, der verkauft Beides. Niemand also verkaufe eine Kirche oder eine Präbende oder etwas Kirchliches.“
b) Ich antworte, in doppelter Weise könne etwas mit dem Geistigen verbunden sein: 1. wie etwas daraus Folgendes, wie z. B. die Thatsache daß man kirchliche Beneficien besitzt, mit dem Geistigen verbunden ist, weil dies nur dem gebührt, der ein klerikales Amt hat; dergleichen also kann niemals ohne das Geistige sein; und deshalb ist es nie erlaubt, Solches zu verkaufen, denn damit ist notwendig besagt, auch das Geistige sei mit verkauft; — 2. wie etwas zum Geistigen Beziehung Habendes, selbem Dienendes; z. B. das Patronatsrecht, was den Zweck hat, Kleriker zu Ämtern zu präsentieren; oder wie die heiligen Gefäße, die dem Spenden der Sakramente dienen. Dies Letztere also setzt die geistigen Ämter, das rein Geistige, nicht voraus, sondern geht ihm vielmehr vorher. Dergleichen kann in gewissen Fällen verkauft werden.
c) I. Alles Zeitliche hat das Geistige zum Zwecke. Sonach kann man wohl alle zeitlichen Dinge verkaufen; aber nicht ihre Beziehung zum letzten Endzwecke. II. Auch die heiligen Gefäße gehören zum Geistigen wie zum Zwecke; und somit darf man ihre Weihe oder Konsekration nicht verkaufen. Ihr Stoff aber darf auf Grund der Bedürfnisse der Kirchen und der armen verkauft werden, wenn man sie nur vorher nach vorausgeschicktem Gebete zerbricht; denn nachdem sie zerbrochen sind, wird der Rest nur als Metall betrachtet. Würden also aus diesem Metalle wieder ähnliche Gefäße gemacht, so müßten sie wieder konsekriert werden. III. Von jener Doppelhöhle wird nicht berichtet, daß sie geweiht gewesen wäre. Abraham also that dasselbe, was wir jetzt thun würden, wenn wir einen Platz kaufen, damit daraus ein Begräbnisplatz werde oder eine Kirche da gebaut würde. Weil jedoch bei den Heiden die Begräbnisplätze für heilig galten, so sündigte Ephron, falls er für diesen Platz als für einen Begräbnisplatz den Preis forderte; dagegen sündigte Abraham nicht, weil er nur beabsichtigte einen wie immer beschaffenen Platz zu kaufen. Denn auch jetzt ist es gestattet, einen Platz, wo früher eine Kirche stand, zu kaufen oder zu verkaufen im Notfalle; wie dies eben über den Stoff der heiligen Gefäße gesagt worden ist. Oder Abraham wird entschuldigt, weil er damil sich von aller Belästigung loskaufte. Denn obgleich Ephron ihm das Begräbnis umsonst darbot, erwog doch Abraham, daß er dies, ohne anzustoßen, nicht annehmen konnte. Dem Jakob gebührte das Recht der Erstgeburt gemäß göttlicher Gnadenwahl, nach Malach. 1, 2.: „Jakob habe ich geliebt; Esau aber gehaßt.“ Jakob hat daher im Ankaufe nicht gesündigt, weil er sich dadurch nur von aller Belästigung loskaufte; Esau aber sündigte, weil er das Erstgeburtsrecht verkaufte. Das Patronatsrecht kann für sich allein weder verkauft noch verpachtet werden; es geht zugleich mit dem Besitze des betreffenden Grund und Bodens auf einen anderen über. Das geistige Recht aber, die Zehnten zu empfangen, wird den Laien nicht bewilligt, sondern nur die betreffenden materiellen Früchte. Wenn der Bischof endlich, ehe er ein Beneficium überträgt, aus irgend einem Grunde bestimmt, es sei von den Einkünften etwas abzuziehen und zu frommen Zwecken zu verwenden; so ist dies nicht unerlaubt; — verlangt er etwas für seine Person, so ist das ein Geschenk und somit Simonie.
