Sechster Artikel. Die entsprechende Strafe der Simome ist, daß der Simonist dessen verlustig geht, was er durch dieselbe erworben hat.
a) Es ist dies keine entsprechende Strafe der Simonie, dessen verlustig zu gehen, was man durch Simonie gewonnen. Denn: I. Mancher geistigen Güter, die man durch Simonie erlangt, kann man gar nicht verlustig gehen, wie z. B. des Charakters der Priesterweihe. II. Wer ein Bistum durch Simome erlangt hat, befiehlt manchmal dem untergebenen, daß er von ihm die Weihen erhalte; und der letztere scheint ihm gehorchen zu müssen, solange dieser, der Bischof, von der Kirche ertragen wird. Niemand darf aber etwas von einem anderen annehmen, der nicht die Gewalt hat, es zu geben. Also verliert ein Bischof nicht die bischöfliche Gewalt, wenn er sie durch Simonie erworben hat. III. Bisweilen erlangt jemand durch simonistische Dazwischenkunft anderer eine geistliche Pfründe, während er selber von dieser Dazwischenkunft nichts weiß. Keiner aber darf dafür gestraft werden, was ohne sein Wissen geschieht. Also darf er diese Pfründe nicht verlieren. IV. Keiner darf einen Vorteil haben von seiner Sünde. Wenn aber jener, der durch Simonie eine kirchliche Pfründe erlangt hat, wiedererstattete, was er erhalten hat, so würde dies bisweilen zum Vorteile derer gereichen, die der Simonie mitschuldig sind; wenn z. B. der Obere und das ganze Kollegium der Simonie zugestimmt haben. Nicht also immer darf man zurückerstatten, was man durch Simonie erworben. V. Bisweilen tritt jemand durch Simonie in ein Kloster ein und macht da feierliche Profeß. Es darf aber niemand der Verpflichtung des Gelübdes auf Grund einer begangenen Schuld entbunden werden. Also darf der Mönch nicht verlieren, was er durch Simonie erworben. VI. Simonie wird begangen schon in der inneren Absicht, worüber Gott allein richtet; weshalb sie definiert wird als „Wille“. Dafür gebührt sich aber keine äußere Strafe. VII. Zuweilen werden Simonisten zu höheren Ämtern befördert auf Grund einer Dispense. Also können sie um so mehr in den von ihnen vewalteten verbleiben. Auf der anderen Seite heißt es (1 Qq. 1. cap. Si quis Episcopus): „Wer auf Grund von Simonie geweiht worden ist, der soll von seiner Weihe und seiner Beförderung keinen Vorteil haben; er foll entfernt werden von seiner Würde oder von der Verwaltung, die er durch Geld erlangt hat.“
b) Ich antworte; keiner kann mit Recht behalten, was er gegen den Willen des Besitzers an sich gerissen. Wenn z. B. ein Verwalter von den seinem Herrn zugehörigen Sachen gegen dessen Willen und Anordnung einem anderen etwas zuteilte, so würde jener, der es empfangen, es erlaubterweise nicht behalten können. Der Herr und Meister alles Kirchlichen, dessen Verwalter und Diener die Kirchenoberen sind, hat aber angeordnet (Matth. 10.): „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet.“ Wer also auf Grund von zeitlichen Geschenken Geistiges erlangt, kann dasselbe erlaubterweise nicht behalten. Zu dieser Strafe aber kommen noch andere für diejenigen, die Geistiges kaufen und verkaufen oder solchen Handel vermitteln; nämlich Ehrlosigkeit und Absetzung, wenn es Kleriker sind, Exkommunikation bei Laien.
c) I. Wer auf Grund von Simonie eine heilige Weihe erhalten hat, empfängt den Charakter des Sakramentes wegen der wirkenden Kraft des letzteren; aber er empfängt nicht die Gnade oder die Vollmacht, die heilig Weihe thatsächlich auszuüben; — denn wie ein Dieb hat er sich gegen den Willen des Herrn eingeschlichen. Er ist somit durch das Recht selber, ohn weiteren Urteilsspruch, von der Ausübung der empfangenen Weihe suspendiert: sowohl für sich, daß er am Altare nicht dienen darf, als auch für die anderen, daß keiner mit ihm am Altare diene, sei seine Sünde eine öffentliche oder eine geheime. Er darf auch nicht das Geld zurückfordern, welches er unsittlicherweise gegeben, obgleich der andere ebenfalls es unerlaubterweise behält. Ist aber einer der Sünde der Simonie deshalb verfallen, weil er simonistisch die Weihe erteilt oder ein Beneficium simonistisch übertragen rsp. erhalten hat, oder weil er die Simonie vermittelte, so ist er, wenn die Thatsache als eine öffentliche vorliegt, durch das bestehende Recht selbst, ohne weiteren Urteilsspruch, suspendiert, sowohl mit Rücksicht auf sich selber wie auf andere; ist die Thatsache eine geheime, so ist er für sich allein suspendiert. II. In keiner Weise darf jemand eine Weihe von einem Bischofe erhalten, dessen Simonie er kennt. Und wird er von ihm wirklich geweiht, empfängt er nicht die Vollmacht, die Weihe auszuüben, selbst wenn er nicht wußte, daß der Bischof durch Simonie seine Würde erlangt hat; sondern er bedarf der Dispens. Manche freilich sagen, daß, wenn er nicht beweisen kann, dieser Bischof sei simonistisch, er gehorchen muß und so die Weihe von ihm empfangen kann, ohne jedoch dieselbe thatsächlich ausüben zu dürfen, wenn er nicht dafür eine Dispens erhält. Dies wird aber ohne Grund gesagt; denn niemand darf dem anderen in dem Sinne gehorchen, daß er miit ihm in einer unerlaubten Handlung Gemeinschaft hält. Wer nämlich durch das bestehende Recht selber bereits suspendiert ist, sowohl mit Rücksicht auf sich wie auf andere, der erteilt unerlaubterweise die Weihe. Keiner also darf aus keiner Ursache mit ihm in Gemeinschaft treten, daß er von ihm eine Weihe erhalte. Weiß er jedoch nicht mit voller Gewißheit die Schuld des Bischofs, so soll er die Sündenschuld des anderen nicht glauben und kann von ihm mit gutem Gewissen die Weihe empfangen. Und ist der Bischof in anderer Weise simonistisch, nicht weil seine Beförderung zum Bischofe auf Grund von Simonie erfolgt wäre; so kann der andere sich von ihm weihen lassen; — jedoch vorausgesetzt daß die Schuld der Simonie eine geheime sei, denn in diesem Falle ist der betreffende Bischof nur für sich selber suspendiert, nicht mit Rücksicht auf andere. III. Daß jemand dessen verlustig geht, was er empfangen, ist nicht allein Strafe für eine Sünde, sondern bisweilen auch die Wirkung ungerechten Gewerbes; wie wenn jemand eine Sache von demjenigen kauft, der sie nicht verkaufen darf. Wer also mit Wissen und Willen eine Weihe oder eine kirchliche Pfründe simonistisch erlangt hat, der geht nicht nur dessen verlustig, was er erlangt, daß er nämlich die empfangene Weihe nicht ausüben darf unnd auf die Pfründe mitsamt den davon gezogenen Einkünften verzichten muß; sondern er wird noch weiter gestraft, nämlich 1. durch Ehrlosigkeit, und 2. ist er gehalten, nicht nur die bezogenen Einkünfte wiederzuerstatten, sondern auch jene, welche ein fleißiger kundiger Besitzer hätte herausschlagen können (was verstanden wird betreffs der Einkünfte, die übrig geblieben, also noch vorhanden sind, von denen nur die infolge und auf Grund dieser Einkünfte gemachten Auslagen abgezogen werden); ausgenommen von der Wiedererstattung sind nur jene Einkünfte, welche zum Nutzen der betreffenden Kirche verausgabt worden. Wer aber ohne sein Wissen und Wollen, durch das Vorgehen anderer, simonistisch eine Pfründe erlangt hat oder eine Weihe, der darf zwar diese Weihe nicht thatsächlich ausüben und ist gehalten, auf die Pfründe, die er erworben, mitsamt den noch vorliegenden Einkünften zu verzichten; — aber er ist nicht verpflichtet, die bereits verausgabten Einkünfte wiederzuerstatten, weil er sie in gutem Glauben bezogen. Nur in dem Falle verbliebe ihm die Pfründe und könnte er die Weihe ausüben, wenn ein Feind von ihm betrügerischerweise ohne sein Vorwissen Geld für ihn gegeben hätte, damit später eine Gelegenheit bleibe, ihn des Empfangenen verlustig zu erklären; — oder wenn der betreffende ausdrücklich dem Darbieten von Geld widersprochen und diesen Widerspruch später durch stillschweigende Zustimmung oder durch Zahlung der Summe nicht zurückgezogen hat. In diesem Falle ist er zur Verzichtleistung nicht gehalten. IV. Das Geld oder was man simonistischerweise empfangen, muß jener Kirche zurückgegeben werden, der man geschadet hat, mag auch der Obere oder einer aus dem betreffenden Kollegium dieser Kirche schuldig sein; denn deren Sünde soll nicht den anderen schaden. Nur dürfen, soweit es möglich ist, die schuldigen keinen Vorteil davon haben. Ist aber der Vorgesetzte und das ganze betreffende Kollegium schuldig, so muß das Geld oder Ähnliches nach dem Ausspruche der höheren Autorität den armen oder einer anderen Kirche zukommen. V. Wenn jemand in simonistischer Weise in einen Orden eingetreten ist, muß er auf alle zeitlichen Vorteile verzichten. Ist mit seinem Wissen und Willen Simonie getrieben worden, so wird er nach dem allgemeinen Konzil (im Lateran unter Innocenz III.) ohne Hoffnung auf Wiedereinsetzung aus seinem Kloster vertrieben und, um Buße zu thun, einem strengeren Kloster zugewiesen oder einem anderen Kloster des nämlichen Ordens, wenn ein strengerer nicht gefunden wird. War die Aufnahme vor diesem Konzil, darf er in anderen Klöstern des nämlichen Ordens leben oder auch, wenn dies nicht geschehen kann, in den nämlichen Klöstern bis auf weiteres; jedoch muß er dann die frühere Stelle im Kloster verlassen und eine tiefere einnehmen. Geschah jedoch die Simonie ohne Wissen und Willen des betreffenden, so muß die Verzichtleistung ebenfalls geschehen; aber er darf ohne Rücksicht auf die Zeit, ob vor oder nach dem genannten Konzil, von neuem aufgenommen werden und muß so von der niedrigsten Stelle wieder anfangen. VI. Die Absicht allein macht vor Gott die Seele der Simonie schuldig und wird nicht von der Kirche bestraft. Der betreffende muß wegen seiner schlechten Absicht Buße thun. VII. Wer mit Wissen und Willen simonistisch eine Pfründe erhalten, kann nur vom Papste dispensiert werden. In den anderen Fällen kann auch der Bischof dispensieren, nachdem der Simonist vorher auf das simonistisch Erworbene verzichtet hat; und zwar kann er die kleine Dispens geben, daß der betreffende wieder zur Laienkommunion zugelassen werde; oder die große, daß der betreffende nach geleisteter Buße in einer anderen Kirche seine Weihe ausüben kann; oder die größere, daß er in der nämlichen Kirche verbleibe, aber nur die niederen Weihen ausübe; oder die größte, daß er daselbst die höheren Weihen ausübe, aber nicht Oberer werde.
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