Vierter Artikel. Es giebt nur eine einzige Gattung Ehrerbietigkeit; die dulia hat keine verschiedenen Untergattungen.
a) Deren giebt es mehrere. Denn: I. Auf Grund verschiedener maßgebender Beziehungen werden die verschiedenen Nächsten, wie der König, der Vater geehrt. Also folgen darausverschiedene Gattungen dulia oder Ehrerbietigkeit. II. Das Dazwischenliegende ist der Gattung nach verschieden von den beiden Schlußpunkten. Die größere Ehrerbietigkeit oder hyperdulia aber, die der Mutter Gottes erwiesen wird, steht in der Mitte zwischen der Anbetung, latria, und der gewöhnlichen Ehrerbietigkeit, der dulia. Also giebt es zum mindesten zwei Gattungen dulia. III. Wie in der vernünftigen Kreatur das Bild, so findet sich in der vernunftlosen die Spur Gottes. Eine andere Art Ähnlichkeit aber wohnt dem Bilde inne und eine andere der Spur. Also unterscheidet sich danach auch die verschiedene Ehrerbietigkeit; da ja vernunftlosen Kreaturen wie dem Holze des Kreuzes u. a. m. Ehre erwiesen wird. Auf der anderen Seite steht die dulia gegenüber der latria. Letztere aber zerfällt nicht in verschiedene Gattungen; also auch nicht die dulia.
b) Ich antworte, die Ehrerbietigkeit oder dulia könne 1. im allgemeinen genommen werden; und dann enthält sie in sich die „Pietät“ und Hochachtung und überhaupt jede solche Tugend, welche Menschen Ehre erweist. Sie kann 2. im engeren Sinne genommen werden; und dann besagt sie nur den Dienst und die Ehre, welche der Knecht dem Herrn zu erweisen hat; und so ist sie eine Gattung Hochachtung und zerfällt nicht in mehrere Gattungen.
c) I. Dies geht auf die Ehrerbietigkeit im allgemeinen. II. Die hyperdulia ist der höchste Grad der dulia; denn die höchste Ehrerbietigkeit gebührt einem Menschen infolge seiner innigen Verbindung mit Gott. III. Den vernunftlosen Kreaturen an sich betrachtet gebührt vom Menschen aus keine Ehre; sie sind ganz und gar dem Menschen unterworfen. Das Kreuz Christi wird geehrt mit derselben Ehre, mit welcher Christus geehrt wird; wie der königliche Purpur mit derselben Ehre wie der König. (Damasc. c. 4. de orth. fide 3.)
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