Siebenter Artikel. Die Kinder des Zornes sind: der Streit, die Aufgeblasenheit des Geistes, die Schmähung, das Geschrei, der Unwille, die Gotteslästerung.
a) Dies ist nicht richtig aufgezählt. Denn: I. Isidor hält (in Deut. 16.) die Gotteslästerung für eine Tochter des Hochmuts. II. Aus dem Zorne rührt der Haß her; also ist er ein Kind des Zornes. III. Aufgeblasenheit ist dasselbe wie Hochmut, der das Princip aller Laster ist und nicht das Kind eines Lasters. Auf der anderen Seite steht die Autorität Gregors. (33. moral. 17.)
b) Ich antworte; 1. aus dem Zorne, insoweit er im Herzen ist, entspringen zwei Sünden:
a) Der Unwille gegen den Menschen, gegen welchen man zürnt;
b) die Aufgeblasenheit mit Rücksicht auf den zornigen selbst, der sich Verschiedenes ausdenkt, um sich zu rächen und so seinen Geist mit Gedanken der Eigenliebe anfüllt, nach Job 15.: „Wird denn der weise sein Herz mit Glut anfüllen.“ 2. Aus dem Zorne im Munde entspringt
c) das Geschrei, insoweit der Mensch in seiner Sprechweise den inneren Zorn offenbart;
d) die Lästerung, insoweit der Mensch in beleidigende Worte gegen Gottes Majestät ausbricht;
e) die Schmähung, insoweit er den Nächsten beleidigt. 3. Aus dem Zorne in Werken entspringt
f) der Streit, worunter aller Nachteil verstanden ist, den der zornige dem Nächsten anthut.
c) I. Daß jemand überlegterweise in gotteslästerische Reden ausbricht, kommt vom Hochmute. Denn „der Beginn des Hochmuts ist: abfallen von Gott“ d. i. sich abwenden von der Verehrung Gottes, der erste Teil des Hochmuts, und davon kommt die Lästerung. Gott lästern aber, weil der Geist erregt ist, kommt vom Zorne. II. Der Haß kommt manchmal vom Zorne; er hat jedoch eine weitere, tiefere Ursache, aus welcher er mehr unmittelbar kommt, nämlich die Trauer; wie umgekehrt vom Ergötzen her Liebe entsteht. Aus der jemandem zu gefügten Betrübnis aber wird dieser manchmal zum Zorne, manchmal zum Hasse hin bewegt. Also ist besser gesagt, daß der Haß von der geistigen Trauer oder Trägheit komme wie vom Zorne. III. „Aufgeblasenheit“ steht hier nicht für Hochmut; sondern für einen gewissen Versuch oder für die Kühnheit eines Menschen, der Alles zusammen sucht, um sich zu rächen. Die Kühnheit aber ist ein der Stärke entgegen gesetzter Fehler.
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