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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 171

Fünfter Artikel. Die Unterscheidungsgabe des Propheten, ob er etwas kraft des eigenen Geistes sage oder kraft des Geistes der Weissagung.

a) Dies muß er immer unterscheiden können. Denn: I. Augustin sagt (6. Conf. cap. 13.): „Seine Mutter behauptete, sie
unterscheide sehr wohl, ich weiß nicht wie, sie konnte dies mit Worten nicht
ausdrücken, was für ein Unterschied dazwischen sei wenn Gott etwas offenbart oder wenn die Seele etwas träumt.“ Die Prophetie aber ist eine
Offenbarung von feiten Gottes. II. „Gott schreibt nichts Unmögliches vor,“ sagt Hieronymus. Den
Propheten aber wird (Ierem. 23.) vorgeschrieben: „Der Prophet, der ein
Traumgesicht hat, der erzähle es; und wer wahrhaft meine Rede gehört
hat, der spreche wahrhaft meine Rede.“ Also kann der Prophet unter
scheiden, was von seinem Geiste kommt und was vom offenbarenden Geiste
Gottes. III. Größer ist die Zuversicht, welche aus dem göttlichen Lichte herkommt,
wie jene, welche sich auf das Licht der natürlichen Vernunft stützt. Kraft
des natürlichen Lichtes aber weiß jener, der Wissenschaft hat, daß er solche
mit Gewißheit habe. Also um so mehr folgt das Nämliche.aus dem göttlichen Lichte. Auf der anderen Seite sagt Gregor (l.c.): „Man solle wohl wissen, daß manchmal heilige Propheten, weil sie viel gewohnt sind, zu weissagen, wenn sie befragt werden, etwas aus eigenem Geiste vortragen in der Meinung, es käme vom prophetischen Geiste.“

b) Ich antworte, der Geist des Propheten werde manchmal von Gott
durch ausdückliche Offenbarung unterrichtet und andere Male durch einen gewissen überaus geheimen Antrieb, „den der Geist ohne es zu wissen aushält.“ (2. sup. gen. ad litt. 17.) Mit Rücksicht auf das Erstere also hat der Prophet betreffs des Geoffenbarten die höchste Gewißheit, nach Jerem. 26.: „In der Wahrheit hat mich Gott zu euch geschickt, daß ich in euere Ohren spreche alle diese Worte.“ Sonst wäre ja auch der Glaube, der sich auf prophetische Offenbarungen stützt, kein zuverlässiger. Davon ist übrigens ein Zeichen, daß Abraham, der in prophetischem Gesichte ermahnt worden war, seinen Sohn Isaak zu opfern, sich thatsächlich vorbereitete, es zu vollbringen; fest überzeugt also, Gott hätte dies geboten. Mit Rücksicht auf das an zweiter Stelle Erwähnte kann der Prophet nicht klar unterscheiden, ob er etwas gedacht hat auf Grund göttlichen Antriebes oder aus eigenem Geiste. Nicht also Alles, was wir auf Grund göttlichen Antriebes erkennen, wird uns mit prophetischer Gewißheit offenbar; denn ein solcher Antrieb ist im Bereiche des Prophetischen etwas Unvollkommenes. Und danach ist das Wort Gregors zu verstehen. Danut aber kein Irrtum entstehe, „werden sie durch den heiligen Geist,“ so fährt Gregor fort, „schnell verbessert und hören von ihm was wahr ist; sie nehmen dann selber zurück, was sie Falsches gesagt haben.“

c) Damit beantwortet.

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