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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 16

Elfter Artikel. Dieser Satz ist falsch: Christus als Mensch ist Gott.

a) Derselbe ist richtig. Denn: I. Christus ist Gott kraft der Gnade der Einigung. Als Mensch
aber gerade hat Christus die Gnade der Einigung. II. Die Sünden nachlassen ist Gott eigen, nach Isai. 43.: „Ich bin
es, der deine Ruchlosigkeiten tilgt um meinetwillen.“ Der Herr aber sagt
Matth. 9.: „Damit ihr aber wisset, daß der Menschensohn die Macht
hat auf Erden, Sünden zu vergeben.“ Also als Mensch ist Christus Gott. III. Christus ist nicht ein Mensch im allgemeinen, sondern ein einzelner
besonderer Mensch. Dieser Mensch Christus aber ist Gott, weil damit die
Person des Wortes gekennzeichnet wird. Also Christus als Mensch ist Gott. Auf der anderen Seite kommt das, was Christo als Menschen zukommt, jedem Menschen zu. Ist also Christus als Mensch Gott, so folgt, daß jeder Mensch Gott ist.

b) Ich antworte, wird dieser Ausdruck „Mensch“ im erwähnten Satze für die menschliche Natur genommen, so sei der Satz falsch; wird er für die Person genommen, so sei er richtig, denn der Person Christi kommt es zu, Gott zu sein. Weil aber diese auf das Subjekt zurückbezüglicheAusdrucksweise mehr für die Natur steht als für die Person, so ist der Satz: Christus als Mensch ist Gott, mehr zu leugnen wie zu bejahen.

c) I. Nicht unter dem gleichen Gesichtspunkte kommt es einem Wesen zu, zu etwas hin in Bewegung zu sein und Jenes zu sein, wohin es in Bewegung war. Denn In-Bewegung-sein kommt ihm zu auf Grund des Stoffes oder des Vermögens; sein aber etwas der Thatsächlichkeit nach auf Grund der Form. Ähnlich kommt es nicht Christo unter dem gleichen Gesichtspunkte zu, dazu hingeorbnet zu sein, daß Er Gott sei durch die Gnade der Einigung; und: thatsächlich Gott zu sein. Denn das Erstere kommt Ihm zu gemäß der menschlichen Natur, das Letztere gemäß der göttlichen. Dieser Satz also ist wahr: Christus als Mensch hat die Gnade det Einigung; — nicht aber jener: Christus als Mensch ist Gott. II. Kraft der göttlichen Natur hat Christus die Macht, Sünden zu
vergeben; die menschliche Natur dient da bloß als Werkzeug. Deshalb sagt
Chrysostomus (sup. Matth. hom. 30.): „Treffend sagt Er: auf Erden die
Sünden nachzulassen, damit Er zeigte, daß Er mit der menschlichen
Natur die Macht der Gottheit vereinigte in untrennbarer Einheit; denn
obgleich Er Mensch geworden, blieb Er unwandelbar Gottes Wort.“ III. Wird von Christo gesagt „dieser Mensch“, so zieht das Fürwort
„dieser“ den Ausdruck zur Person hin. Und deshalb ist dieser Satz:
Christus als dieser Mensch ist Gott, mehr wahr, wie jener: Christus
als Mensch ist Gott.

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