Erster Artikel. Es giebt zwei Arten, zu kommunizieren: geistiger und sakramentalerweise.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Wie die Taufe eine geistige Zeugung ist, nach Joh. 3, 5.; so ist die Eucharistie eine geistige Nahrung, nach Joh. 6, 64. Bei der Taufe wird aber nicht unterschieden ein geistiges Empfangen von einem sakramentalen. Also darf dies auch nicht bei der Eucharistie geschehen. II. Das sakramentale Empfangen hat zum Zwecke das geistige. Also ist dies vielmehr etwas Eines, wie Mittel und Zweck eine Einheit ist. Und es darf also da nicht unterschieden werden. III. Es scheint niemand geistigerweise sich durch die Eucharistie nähren zu können, der nicht sakramentalerweise sich dadurch nährt; sonst hätten die alten Vorväter geistig kommuniziert. Und ohne Zweck ist das sakramentale Speisen, wenn nicht das geistige mit dabei ist. Also kann das Eine nicht ohne das Andere sein; und besteht somit keine Unterscheidung. Auf der anderen Seite bemerkt zu 1. Kor. II. die Glosse: „Zwei Arten zu essen unterscheiden wir: die eine ist die sakramentale, die andere die geistige.“
b) Ich antworte, in dem Empfangen dieses Sakramentes sei zu unterscheiden: 1. das Sakrament; und 2. seine Wirkung. Vollkommen also empfängt jemand dieses Sakrament, wenn er es so nimmt, daß er auch die Wirkung davon in sich empfängt. Geschieht es nun, daß jemand nur das Sakrament empfängt und nicht dessen Wirkung, so empfängt er es in unvollkommener Weise. Wie also „vollkommen“ und „unvollkommen“ sich voneinander unterscheiden, so unterscheidet sich das sakramentale Empfangen, wodurch jemand nur das Sakrament empfängt ohne die Wirkung desselben von dem geistigen Empfangen, also vom geistigen Essen, wodurch jemand die Wirkung des Sakramentes in sich empfängt, nämlich verbunden wird mit Christo in Glaube und Liebe.
c) I. Auch bei den übrigen herrscht eine ähnliche Unterscheidung. Denn manche empfangen das Sakrament der Taufe; aber nicht dessen Wirkung oder sachlichen Inhalt, nicht die res sacramenti. Nur dieser Unterschied besteht, daß die anderen Sakramente vollendet werden im Gebrauchen der Materie; die Eucharistie aber wird, unabhängig vom Gebrauchen oder Empfangen, vollendet in der Konsekration der Materie. Deshalb findet sich beiderlei Gebrauchen bei diesem Sakramente als der Vollendung und dem Quell aller Sakramente. In der Taufe auch und in den Sakramenten, die einen Charakter einprägen, empfängt jeder kraft des Sakramentesselber eine geistige Wirkung in seiner Seele, nämlich den Charakter, was hier nicht statthat. Deshalb wird hier in höherem Grade wie in der Taufe unterschieden das Gebrauchen oder die Anwendung des Sakramentes von der geistigen Wirkung. II. Das sakramentale Empsangen der Eucharistie, welches vollendet wird durch das geistige, wird nicht unterschieden, sondern eingeschlossen von diesem. Nur jenes sakramentale Speisen, welches der geistigen Wirkung ermangelt, wird wie Unvollkommenes und Vollkommenes unterschieden vom geistigen. III. Die Wirkung eines Sakramentes kann jemand in sich aufnehmen kraft des Verlangens nach dem Sakramente, wenn er dieses auch nicht thatsächlich empfängt. Wie also jemand getauft wird durch die Begierdetaufe, so kann auch jemand geistigerweise dieses Sakrament genießen, der es nicht dem Sakramente nach zu sich nimmt: 1. Auf Grund der Sehnsucht nach dem Sakramente; und so nehmen geistigerweise die Eucharistie jene, die sich danach sehnen, nachdem sie bereits eingesetzt worden; — 2. auf Grund der Figur; und so „sind getauft worden im Wasser und in der Wolke“ … „und haben gegessen die geistige Speise und getrunken geistigen Trank die Vorväter“ (1. Kor. 10.). Darum ist aber die sakramentale Speisung nicht zwecklos. Denn dadurch nimmt man vollendeter an der Wirkung des Sakramentes teil wie durch die geistige Speisung allein.
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