24.
1. Mit dem Notwendigen, nämlich mit möglichst viel Wasser, muß man auch etwas von dem Nützlichen vermischen. Durch übermäßigen Genuß von Wein wird aber die Zunge gelähmt und die Lippen erschlaffen und die Augen verdrehen sich, gerade als wenn die Sehkraft infolge des Übermaßes von Flüssigkeit in Wasser getaucht wäre; und zur Täuschung gezwungen, glauben die Augen, daß sich alles im Kreise dreht; und bei dem, was weiter weg ist, können sie nicht mehr feststellen, daß es nur einmal vorhanden ist; 1 „Fürwahr, die Sonne glaub' ich doppelt jetzt zu sehn“,2 sagt in seiner Trunkenheit der Greis aus Theben.
2. Denn von der Hitze des Weins rascher hin und her bewegt, glaubt das Auge den einen Gegenstand mehrfach zu sehen. Es macht aber keinen Unterschied, ob man das Auge bewegt oder das, was man sieht; denn die S. a34 Wirkung auf das Auge ist in beiden Fällen dieselbe, indem dieses wegen des Hin- und Herschwankens nicht zu einer scharfen Erfassung des Gegenstandes gelangen kann. 3 Und die Schritte schwanken wie von einer Strömung getragen, und Schlucken und Erbrechen und Bewußtlosigkeit stellen sich ein.
3. Denn, wie die Tragödie sagt, „Ein jeder, der vom Wein berauscht, Ist ganz vom Zorn beherrscht und des Verstandes bar, Und wenn er selbst manch töricht Wort gesagt, Erträgt er doch kein Schimpfwort, das er selbst gebraucht“. 4
Und vor der Tragödie hat die Weisheit ausgerufen: „Wenn Wein im Übermaß getrunken wird, so gibt er viel Anlaß zu Gereiztsein und zu jeder Verfehlung“. 5
