27.
1. An dieses Leben, wenn man es Leben nennen darf, da es leichtfertig den Lüsten ergeben und leidenschaftlich für die Freuden des Weins eingenommen ist, denkt mit Mißfallen die göttliche Weisheit, wenn sie ihre Kinder ermahnt: „Sei kein Weinsäufer und sei nicht erpicht auf die Beiträge zu gemeinsamen Mahlzeiten, auf das Einkaufen von Fleisch! Denn jeder Trunkenbold und Hurenfreund wird arm werden, und zerrissene Kleider wird anziehen jeder dem Schlafe Ergebene.“ 1
2. Denn dem Schlafe ergeben ist jeder, der nicht für die Weisheit wach ist, sondern sich von der Trunkenheit in Schlaf versenken läßt. Und zerrissene Kleider, so heißt es, wird der dem Trunke Ergebene anziehen; er wird sich über seine Trunkenheit schämen müssen wegen derer, die zusehen.
3. Denn Löcher des Sünders sind die Risse an dem Gewebe des Fleisches, die durch die Lüste hineingerissen sind; und durch sie wird die Schande innen in der Seele erblickt, die Sünde; ihretwegen wird aber das Gewebe nicht leicht gerettet werden, das allenthalben abgerissen ist und in viele Begierden infolge von Fäulnis zerfällt, das von der Rettung losgerissen ist.
4. Deshalb fährt sie (die Weisheit) mit den dringendsten Warnungen fort: „Wer hat Wehe? Wer Lärm? Wer Streit? Wer verdrießliche Reden? Wer S. a37 Wunden ohne Ursache?“ 2 Ihr seht, wie der Trunkenbold ganz zerrissen ist, der die Vernunft selbst verachtet und sich völlig ungehemmt der Trunkenheit hingibt, und was diesem die Schrift androhte. Und sie fügt zu ihrer Drohung noch hinzu: „Wer hat trübe Augen? Nicht die, welche lange beim Weine verweilen? Nicht die, welche nachspüren, wo es Trinkgelage gibt?“ 3
5. Hier erklärt sie den Trunkenbold durch die trüben Augen sogar schon für tot hinsichtlich der Vernunft (denn sie erscheinen als Zeichen bei den Toten 4 ) und verkündet ihm dadurch, daß er im Herrn tot ist. Denn wer völlig auf das vergißt, was zum wahren Leben führt, wird in das Verderben hinabgezogen.
