28.
1. Mit Recht gibt daher der Erzieher, für unsere Rettung besorgt, das strengste Verbot: „Trinket nicht Wein bis zur Betrunkenheit!“ 1 Willst du fragen, warum? „Weil dein Mund“, so heißt es, „dann verkehrte Dinge reden wird, und du wie im Herzen des Meeres liegen wirst und wie ein Steuermann in großem Wogenschwall.“ 2
2. Daraus hat auch die Dichtung Nutzen gezogen, wenn sie sagt: „Aber der Wein, der des Feuers Gewalt hat, sobald er zu Menschen Kommt, und sie stürmisch erregt, gleichwie das Libysche Meer Winde von Norden und Süden, und alles Verborgne enthüllt er, Doch nur Verworrenes redend; der Wein ist den Trunkenen Fallstrick, Seelenbetrüger der Wein,“3
S. a38 und was folgt.
3.4 Seht ihr die Gefahr des Schiffbruchs? Überflutet wird das Herz vom vielen Trinken; das Übermaß der Trunksucht aber verglich er (der Verfasser der Sprüche) mit der Drohung des Meeres; in dessen Tiefe ist der Körper wie ein Schiff versenkt und, von den gewaltigen Wellen des Weines überschüttet, in die Tiefe der Zuchtlosigkeit hinabgesunken; der Steuermann aber, der menschliche Verstand, treibt in dem Wogenschwall umher, da die Trunkenheit Gewalt über ihn gewonnen hat; und mitten im Meere taumelt er, da er den Hafen der Wahrheit verfehlt hat, in der Finsternis des Gewittersturms, bis er zuletzt, auf unterseeische Klippen geschleudert, an Lüsten scheiternd, sich selbst vernichtet.
Vgl. Sprichw. 23,31; Tob. 4,15; Joel. 1, 5. ↩
Sprichw. 23,33. ↩
Die ersten drei Verse sind Eratosthenes Fr. 34 Hiller; die beiden letzten Verse, aus einem unbekannten Dichter, sind durch ein Versehen eng mit dem Eratosthenesfragment verbunden; vgl. Wilamowitz, Gött. Nachr. Phil.-hist. Kl. 1894 S. 34 f.; A. Elter, Gnomol. hist. ram. 39. ↩
Im folgenden stammen manche der bildlichen Ausdrücke wohl aus einem Dichter: vgl. Blass, Hermes 35 (1900) S. 342. ↩
