61.
1. Die Verwendung von Salben und Kränzen ist für uns nicht notwendig; denn sie artet aus in Lüste und leichtfertiges Treiben, besonders wenn die Nacht nahe ist. Ich weiß wohl, daß das Weib eine Alabasterbüchse mit Salbe zu dem heiligen Mahle brachte, die Füße des Herrn damit salbte und ihn dadurch erfreute.1
2. Ich weiß auch, daß die alten Könige der Hebräer Kronen aus Gold und Edelsteinen trugen.2 Aber das Weib hatte noch keine Kenntnis von der christlichen Lehre (denn sie war noch eine Sünderin); deshalb hat sie den Herrn mit dem geehrt, was sie von ihrem Besitz für das Schönste hielt, der Salbe. Und so wischte sie auch mit dem Schmuck des Körpers, mit ihren eigenen Haaren, die überflüssige Salbe ab und vergoß dazu dem Herrn zu Ehren Tränen der Reue.3
3. Deshalb „sind ihre Sünden vergeben“.4 Dies kann aber ein Sinnbild der Lehre des Herrn und seines Leidens sein;5 denn die mit wohlriechender Salbe bestrichenen Füße bedeuten sinnbildlich die göttliche Lehre, die ruhmvoll bis an die Enden der Erde dringt. „Denn es ging aus ihr Schall bis an die Enden der Erde.“6 Und wenn ich mit meiner Deutung nicht lästig zu sein scheine, so sind die gesalbten Füße des Herrn die Apostel, die, entsprechend der S. a71 Weissagung durch die wohlriechende Salbe, den Heiligen Geist empfangen haben.
