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1. Wir wollen aber die Salben nicht wie die Geier und die Mistkäfer ohne rechte Überlegung überhaupt verabscheuen (diese Tiere sollen nämlich sterben, wenn man sie mit Rosenöl bestreicht) 1 und vielmehr einige wenige von diesen Salben für die Frauen zulassen, soweit sie dem Mann kein Kopfweh verursachen; denn übermäßige Verwendung von Salben erinnert mehr an Leichenbestattung als an eheliches Zusammenleben.
2. Freilich ist auch das Öl selbst den Bienen und den Kerbtieren schädlich,2 während es manchen Menschen nützt, manche auch zum Kampf anfeuert; und wenn sich auf den Kampfplätzen solche, die zuerst mutlos waren, mit Öl salben, so treibt sie dies dazu an, den Kampf mit aller Kraft durchzuführen. Da aber die Salbe ein weiches Öl ist, glaubt ihr da nicht, daß sie den männlichen Sinn zu verweichlichen imstande ist? Ganz gewiß!
3. So gut wir beim Geschmack die Üppigkeit ausgeschlossen haben, so gewiß müssen wir auch beim Gesicht und beim Geruch die Genußsucht verbannen, damit wir nicht, ohne es zu merken, der Zuchtlosigkeit, die wir von uns weggewiesen hatten, durch die Sinne, wie durch unbewachte Türen, eine Rückkehr in unsere Seele ermöglichen.3
Vgl. Plut. Moral, p. 87 CD; 710 E; 1096 A; Ael. Nat. an. III 7; IV 18; Aristot. De adm. 147 p. 845 a 35ff.; Sext. Emp. Pyrrh. Hyp. 155; Theophr. De caus. plant. VI 5,1; Eustathios, Comm. in Hex.; Migne Ser. gr. 18 Sp. 736; Plin. Nat. hist. XI. 279. ↩
Vgl. Ael. Nat. an. IV 18; I 58. ↩
Vgl. Plut. Moral, p. 645 E. ↩
