64.
1. Ich kenne aber auch die Worte des Aristippos von Kyrene. Ein üppiges Leben liebte Aristippos; dieser richtete an jemand eine spitzfindige Frage von folgender Art: Wenn ein Pferd mit Salbe bestrichen wird, so erleidet es hinsichtlich seiner Vorzüge als Pferd keinen Schaden, und ebensowenig ein Hund, wenn er gesalbt wird, hinsichtlich seiner Vorzüge als Hund; das ist also auch bei dem Menschen nicht der Fall, fügte er hinzu und machte damit den Schluß fertig.1
2. Aber ein Pferd und ein Hund haben überhaupt keine Ahnung von der Salbe; diejenigen aber, die ein vernünftigeres Empfindungsvermögen haben, verdienen, wenn sie nach Art von Mädchen Wohlgerüche mit sich führen, für diese Verwendung größeren Tadel. Von diesen Salben2 gibt es aber unzählige verschiedene Arten, das Brenthion und das Metallion und die Königssalbe und das Plangonion und den ägyptischen Psagdas.
3. Simonides aber scheut sich nicht, in seinen Iamben zu sagen: „Ich freute mich an Salben und an Räucherwerk Und Bakkaröl; es war ja auch ein Händler da.“3
S. a74 4. Sie legen aber Wert auch auf die aus Lilien und die aus der Alkannastaude hergestellte Salbe, und die Narde ist bei ihnen berühmt und das Rosenöl und die übrigen Wohlgerüche, die die Frauen noch benützen, solche in flüssiger und solche in fester Form und wieder andere zum Streuen und zum Räuchern.
5. Denn entsprechend ihrer unstillbaren Begierde denken sie Tag für Tag nur an das unersättliche Verlangen nach Wohlgerüchen. Deshalb duften sie schon von weitem nach ihrer großen Geschmacklosigkeit. Manche Frauen durchräuchern und besprengen auch ihre Kleider und die Teppiche und die Häuser; es fehlte nur noch, daß die Üppigkeit auch die Nachttöpfe nach Salben zu duften zwänge.
Aristippos Fr. 67 Mullach FPGII p. 414; vgl. Diog. Laert.II 76. ↩
Die Salbennamen, deren Bedeutung im einzelnen nicht bekannt ist, sind auch bei Athenaios XV verzeichnet; Brenthion p. 690 DE; Metallion, wofür Athen. Megallion hat (doch vgl. Hesychios s. v.), p. 690 F; 691 A; Königssalbe p. 690 DE; Plangonion p. 690 E; Psagdas p. 690 E. Das Simonidesbruchstück (aber ohne die 2. Hälfte des 2. Verses) steht p. 690 C;die Alkannasalbe (κύπρινον) p. 688 F; die Narde p. 691 AB; das Rosenöl p. 688 E; 689 A. Zum Ganzen vgl. A. Eiter, Gnomol. hist. ram. 40. ↩
Semonides v. Amorgos Fr. 16 ↩
