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1. Doch ich verließ die Form der Erziehungsrede und ließ an ihre Stelle die lehrhafte Art treten; deshalb will ich jetzt zu unserer Aufgabe zurückkehren. Man soll also, wie wir gezeigt haben, die Ergötzung durch die Blumen und die Annehmlichkeit von Salben und Räucherwerk nicht verwerfen, sondern als Arzneimittel der Heilung wegen, manchmal auch einer sittsamen Erheiterung wegen zulassen.
2. Wenn aber jemand einwenden wollte, was die Blumen denn noch für einen Vorteil für die hätten, die sie nicht (zu Kränzen) verwenden, so soll er wissen, daß ja auch die Salben aus ihnen hergestellt werden und diese vielerlei Nutzen S. a85 gewähren; so wird das Lilienöl aus verschiedenen Arten von Lilien hergestellt und ist wärmend, die Eßlust reizend, ziehend, anfeuchtend, reinigend, feinteilig, die Galle erregend, lindernd; das aus Narzissen zubereitete Narzissenöl nützt in gleicher Weise wie das Lilienöl; das aus Myrten hergestellte Myrtenöl wirkt verstopfend und hält die Ausdünstungen des Körpers zurück; das Rosenöl ist kühlend.
3. Überhaupt ist ja auch all dies zu unserm richtigen Gebrauch geschaffen. „Höret auf mich“ so heißt es, „und sprosset auf wie eine Rose, die an einem fließenden Wasser gepflanzt ist! Wie Weihrauch haucht Wohlgeruch aus und preiset den Herrn auf Grund seiner Werke!“1
4. Und darüber könnten wir lange reden, wenn wir nachweisen wollten, daß die Blumen und die Wohlgerüche für die notwendigen Hilfen, nicht für übermäßiges Schwelgen geschaffen worden sind.
5. Wenn wir aber doch etwa ein Zugeständnis machen sollen, so genügt es, wenn man den Geruch der Blumen genießt, dagegen soll man sich nicht bekränzen. Denn der Vater sorgt für den Menschen, und ihm allein reicht er das kunstvolle Werk seiner eigenen Hand dar. Darum sagt die Schrift: „Wasser und Feuer und Eisen und Milch, feinstes Weizenmehl und Honig, Traubenblut und Öl und Kleidung, all dies gereicht den Frommen zum Besten.“2
