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Hierauf gingen sie gemeinschaftlich zum Könige Constantius, und baten ihn mit folgenden Worten: Da wir zum ersten Male an dich unsere Bitte stellten, wurde uns nicht geglaubt; wir sagten nämlich, als du den Athanasius zu dir beschiedest, du werdest dadurch, daß du diesen herbeiriefst, unsere Sekte verdrängen. Denn dieser war vom Anbeginn ihr Gegner, und hört nicht auf, dieselbe mit dem Fluche zu belegen. Er hat nun schon alle Gegenden mit S. 49 seinen Schreiben gegen uns angefüllt, und die Meisten stehen mit ihm in Kirchengemeinschaft; von denjenigen aber, welche es mit uns zu halten schienen, haben sich die Einen schon an ihn angeschlossen, die Andern aber sind im Begriffe, es zu thun; wir sind allein übrig. Und es ist zu befürchten, daß die Ketzerei erkannt werde, und daß dann sowohl wir, als auch du mit dem Namen Ketzer belegt werden; und würde dieses geschehen, so siehe zu, daß wir nicht zu den Manichäern gerechnet werden. Beginne also die Verfolgung wieder, und beschirme die Sekte! denn auch diese hat dich zum Könige. Dieses nun waren ihre arglistigen Worte. Er aber änderte, da er bei seinem Eilmarsche gegen den Magnentius durchzog, und die Kirchengemeinschaft der Bischöfe mit Athanasius sah, wie vom Feuer entflammt, seine Gesinnung, dachte nicht mehr an seine Schwüre, vergaß sogar dasjenige, was er geschrieben hatte, und erinnerte sich nicht mehr seiner Verpflichtungen gegen seinen Bruder. Denn sowohl in seinem Schreiben an denselben, als auch bei dem Anblicke des Athanasius gab er die eidliche Versicherung, er wolle nicht anders handeln, als wie das Volk wünsche, und wie es dem Bischofe genehm sey. Allein der Eifer für die Gottlosigkeit bewirkte, daß er Alles zugleich vergaß. Und man darf sich nicht wundern, daß Constantius nach so vielen Schreiben und nach so vielen Schwüren sich umänderte, da ja auch Pharao, weiland Beherrscher von Aegypten, obwohl er oft Versprechungen machte und deßwegen Befreiung von den Strafen erlangte, seine Gesinnung änderte, bis er am Ende mit denjenigen, welche dieselben Gesinnungen, wie er hatte, zu Grunde ging.
