33.
Wenn es aber auch durchaus ungeziemend ist, daß einige Bischöfe aus Furcht vor diesen ihre Meinung geändert haben; so ist es noch weit ungeziemender, und ein Zeichen, daß sie auf die Wahrheit ihrer Ansichten kein Vertrauen setzen, wenn sie Gewalt gebrauchen und diejenigen zwingen, welche nicht wollen. So macht zwar der Teufel, weil er keine Wahrheit hat, seinen Angriff mit dem Beile und der Axt, und zersprengt die Thüren derjenigen, welche ihn aufnehmen; der Heiland aber ist so sanftmüthig, daß er sagt:1 „Wenn mir Jemand nachfolgen will;“ und: „Wenn Jemand mein Jünger seyn will;“ und daß er, wenn er zu Jemanden geht, keine Gewalt braucht, sondern vielmehr anklopft und spricht:2 „Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin!“ und wenn man öffnet, geht er hinein; wenn man aber zaudert und nicht will, geht er hinweg. Denn nicht mit Schwertern und Spießen, nicht durch Soldaten wird die Wahrheit verkündet, sondern durch Ueberzeugung und Rath. Was ist aber dort für eine Ueberzeugung, wo Furcht vor dem Kaiser ist? Oder was ist dort für ein Rath, wo der Widersprechende am Ende verbannt oder getödtet wird? David hat, obschon er König war, S. 53 und den Feind in seiner Gewalt hatte, die Soldaten, welche den Feind tödten wollten, nicht durch seine Macht gehindert, sondern David hat, wie die Schrift sagt3, seine Beute durch Worte beredet und ihnen nicht die Vollmacht gegeben, den Saul zu tödten. Dieser aber hat keine Vernunft, und verfährt mit seiner Macht gegen Alle gewaltthatig, damit es Allen einleuchte, daß die Klugheit jener Menschen nicht nach Gott sich richte, sondern menschlich sey, und daß die Anhänger des Arms wirklich keinen andern König haben, als den Kaiser; denn auf sein Ansehen gestützt verüben die Feinde Christi Alles, was ihnen beliebt. Während sie aber durch ihn Vielen Nachstellungen zu bereiten glauben, bemerken sie nicht, daß sie dadurch bewirken, daß Viele Bekenner werden. Zu diesen gehören diejenigen, welche jetzt ein herrliches Bekenntniß abgelegt haben, fromme Männer und vortreffliche Bischöfe, nämlich Paulinus, Bischof von Trier, der Hauptstadt Galliens, Lucifer, Bischof der Hauptstadt Sardiniens, Eusebius von Vercelli in Italien, Dionysos von Mailand, welches ebenfalls eine Hauptstadt Italiens ist. Denn diese ließ der Kaiser kommen und befahl ihnen, gegen den Athanasius zu unterschreiben, und mit den Ketzern Kirchengemeinschaft zu machen. Da sich dann diese über dieses neue Verfahren verwunderten und erwiederten, dieses sey kein kirchlicher Kanon, sprach jener sogleich: Aber was ich will, das muß für einen Kanon gehalten werden; denn so lassen mich die sogenannten Bischöfe Syriens sprechen. Entweder gehorchet also, oder auch ihr werdet verbannt werden.
