51.
Denn darum haben auch, als Diogenes ankam, und Syrianus Nachstellungen bereitete, jener, wir und das Volk ein Schreiben des Königes verlangt, in der Meinung, daß, wie geschrieben steht: „Keine Lüge soll dem Könige aus dem Munde kommen,“ so der König, da er seine Zusicherung gegeben hatte, weder die Unwahrheit reden, noch seine Gesinnung ändern werde. Warum hat er nun, wenn er uns bloß wegen des Bruders die Rückkehr gestattete, auch nach dessen Tode geschrieben? Wenn er aber auch damals wegen der Erinnerung an jenen schrieb, warum vergaß er ihn nachher so ganz und gar, daß er den Mann verfolgte, und warum handelt er, obwohl er in seinen Schreiben das Urtheil der Bischöfe zum Vorwande gebraucht, doch in Allem so, wie es ihm gut dünkt, da er es doch nicht verbergen kann, und da die Beweise seiner Verschmitztheit nahe liegen? Denn ist es das Urtheil der Bischöfe, was geht es dann den König an? Ist es aber die Drohung des Königes, wozu sind dann da die sogenannten Bischöfe nöthig? Denn wann ist zu irgend einer Zeit so etwas gehört worden? S. 75 Wann hat ein Beschluß der Kirche von dem Könige Rechtskraft erhalten, oder wann ist überhaupt sein Urtheil hierin als gültig anerkannt worden? Viele Synoden sind vor dieser Zeit gehalten, viele Beschlüsse der Kirche sind gefaßt worden, aber niemals haben die Väter den König zur Beistimmung beredet, und nie hat sich ein König in die ausser seiner Sphäre liegenden Angelegenheiten der Kirche gemischt. Der Apostel Paulus hatte Freunde aus dem Hause des Kaisers, in deren Namen er die Philipper in seinem Sendschreiben grüßte1; aber er zog sie nie als Theilnehmer zur Fassung der Beschlüsse. Jetzt aber haben wir ein neues Schauspiel, und dieses ist eine Erfindung der arianischen Sekte. Denn die Ketzer und der König Constantius sind mit einander darin übereingekommen, daß einerseits dieser unter dem Vorwande der Bischöfe gegen alle, gegen welche er wollte, frei verfahren, und obschon er verfolgte, doch nicht Verfolger genannt werden sollte, andererseits aber die Ketzer, mit der Macht des Königes bekleidet, allen, welchen sie wollten, Nachstellungen sollten bereiten dürfen/; sie wol-len aber denjenigen nachstellen, welche nicht gottlos sind, wie sie. Dieses kann man sie aber wie auf einem Theater als eine Komödie aufführen sehen, indem nämlich die sogenannten Bischöfe die Schauspieler machen, Constantius aber ihr Spiel leitet und wie Herodes der Herodias Versprechungen macht; jene dagegen sieht man im pantomimischen Tanze ihre Verleumdungen vorstellen, welche die Verbannung und den Mord derjenigen zum Zwecke haben, welche gegen den Herrn ehrfurchtsvolle Gesinnungen hegen.
Philipp. IV, 22. ↩
