7.
Was aber den Paulus, Bischof von Constantinopel, betrifft, das glaube ich, wird Niemandem unbekannt seyn; S. 27 denn je berühmter bie Stadt ist, desto weniger bleiben die dortigen Begebenheiten verborgen. Auch gegen diesen ward also eine Beschuldigung erdichtet. Denn sein Ankläger Macedonius, welcher ihn in unserer Gegenwart anklagte und welcher jetzt statt seiner Bischof geworden ist, stand mit ihm in Kirchengemeinschaft, und war unter demselben Paulus Priester; und doch dauerte, als Eusebius aus neidischer Begierde das Bisthum dieser Stadt an sich reißen wollte, (denn auf dieselbe Weise versetzte er sich auch von Berytus nach Nikomedien,) diese Anklage gegen den Paulus fort, und jene ließen von ihren Nachstellungen nicht ab, sondern beharrten bei ihren Verleumdungen. Zuerst wurde Paulus von Constantinus nach Pontus verwiesen; dann wurde er von Constantius, mit eisernen Ketten gefesselt, nach Singara in Mesopotamien verbannt; von dort aber wurde er nach Emesa, und viertens nach Cucusa in Cappadocien, in den Wüsten des Taurus, geschleppt, wo er, nach dem Berichte derer, welche bei ihm waren1, von ihnen erdrosselt seinen Geist aufgab. Nachdem sie nun dieses verübt hatten, schämten sie sich selbst nach dem Tode nicht, denn sie reden in nichts die Wahrheit, abermals den Vorwand zu erdichten, derselbe sey an einer Krankheit gestorben, obwohl alle Bewohner jener Gegend die Sache genau wußten. Denn Philagrius, der damalige Stellvertreter des Statthalters jener Gegenden, und welcher, wie nämlich jene meinten, alle ihre Rollen spielte, ertheilte, weil er vielleicht darüber in Staunen und Trauer versetzt wurde, daß nicht er, sondern ein Anderer dieses Verbrechen verübt hätte, sehr Vielen und darunter auch einigen unserer Bekannten, ja selbst dem Bischofe Serapion die Nachricht, Paulus sey von ihnen in einen sehr engen und finstern Ort eingeschlossen worden, damit er daselbst durch Hunger umkäme; als sie aber nach S. 28 sechs Tagen hineintraten, und ihn noch athmend fanden, seyen sie endlich über den Mann hergefallen und haben ihn erdrosselt, und dieses sey das Ende seines Lebens gewesen. Der Vollzieher dieses Mordes aber, sagten sie, sey gewesen der ehemalige Präfekt Philippus. Allein Gottes Gerechtigkeit ließ diese That nicht unbestraft; denn es war noch kein Jahr verflossen, als Philippus mit vieler Schande der Präfektur entsetzt wurde, so daß er als Privatmann denen, welchen er am wenigsten wollte, zum Gespötte wurde. So nun ging er, sehr betrübt, und wie Kain seufzend und bebend, und täglich erwartend, wer ihn fern von dem Vaterlande und den Seinigen durchbohren würde, gleichsam ausser sich, weil er nicht so sterben wollte, zu Grunde. Aber sie schonen diejenigen, gegen welche sie im Leben Beschuldigungen erdichteten, auch nach dem Tode nicht; denn sie suchen sich auf diese Weise Allen furchtbar zu machen, daß sie die Lebendigen aus dem Lande verweisen, und der Todten sich nicht erbarmen; ja, sie sind die einzigen unter allen Sterblichen, welche die Verstorbenen hassen und den Anverwandten derselben nachstellen, sie, die in Wahrheit Unmenschen, Hasser der Guten, und grausamer, als die unmenschlichsten Feinde, wegen ihrer Gottlosigkeit sind, indem sie nicht mit Wahrheit, sondern mit erdichteten Beschuldigungen uns und allen Uebrigen nachzustellen suchen.
Der heil. Athanasius erfuhr alle angegebenen Umstände von einem arianischen Hauptmanne Namens Philagrius, welcher selbst dabei zugegen war. ↩
