15.
Vielleicht aber spricht Satan zu dir im Herzen: „Sieh, wieviel Böses du getan! Sieh, wie groß die Leidenschaften sind, von denen deine Seele erfüllt ist, und wie du sündenbeschwert bist. Du kannst unmöglich mehr gerettet werden“. Das tut er jedoch nur, um dich zur Verzweiflung zu bringen, weil deine Bekehrung ihm nicht angenehm ist. Denn seitdem durch die Übertretung [des Gebotes] die Bosheit Eingang gefunden, redet er zu jeder Stunde mit der Seele wie ein Mensch mit dem andern. Gib ihm doch zur Antwort: Ich habe das Zeugnis des Herrn schriftlich in Händen: „Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern seine Bekehrung und daß er sich abwende von seinem bösen Wege und lebe“1. Deshalb ist er ja gekommen, um „die Sünder zu retten“2, die Toten zu erwecken, die Erstorbenen zu beleben3, zu „erleuchten, die in Finsternis sitzen“4. Denn als er gekommen, hat er in Wahrheit uns zur Kindschaft5, zur heiligen Friedensstadt, zum unsterblichen Leben und zur unvergänglichen Herrlichkeit berufen. Nur müssen wir auf unsern [guten] Anfang ein gutes Ende folgen lassen. Wir müssen ausharren in der Armut, der Fremde, der Widerwärtigkeit, im Flehen zu Gott und ohne Scheu S. 99 an der Türe anklopfen. Der Leib ist der Seele nahe. Aber noch viel näher ist ihr der Herr. Er kommt und öffnet die verschlossenen Herzenstüren und schenkt uns den himmlischen Reichtum. Denn er ist gut und menschenfreundlich und untrüglich sind seine Verheißungen. Nur müssen wir ihn beharrlich bis ans Ende suchen. Preis sei den Erbarmungen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes in Ewigkeit. Amen. 12. Homilie.
