9.
Und deshalb, meine Brüder, „enthaltet euch als wahre Christen, gleichsam als Fremdlinge und Pilger, von fleischlichen Begierden, die da gegen den Geist streiten.„1 Und es soll eure Gesinnung nicht beeinträchtigen, daß ihr das Geheimnis und die Gestalt des Geistes nicht kennt. Denn wenn ihr ihn deshalb geringschätzet, weil ihr ihn nicht seht, so könnt ihr auf ähnliche Weise auch Gott geringschätzen, der ebenfalls unsichtbar ist. Denn wer sein Ebenbild nicht liebt, haßt folgerichtig die Wahrheit. Daher kommt es, daß Toren dem Leib vor der Seele, dem Götzenbild vor Gott den Vorzug geben. Aber wir, die wir den Adam abgelegt und Christum angezogen haben;2 wir, die wir unter der Anleitung Gottes selbst gelernt haben, welche Macht, welches Ende, welchen Lohn das Fleisch hat, und wie es damit bei der Seele steht; wir, die wir wohl wissen, daß durch den Sieg des Fleisches beide, Leib und Seele, zugrundegehen, durch den Sieg der Seele aber beide gerettet werden: wir wollen dem Besseren nachstreben, doch wenigstens mit nicht geringerem Eifer als wir dem Bösen nachjagen. Entschuldigung gibt es für niemanden, um so weniger, da die Durchführung unserem freien Willen überlassen ist, wie der Prophet sagt: "Vor dem Menschen liegt das Gute und das Böse, der Tod und das Leben. Was er wählt, das wird ihm gegeben werden.“3Es ist kein Zweifel: Unser Wille wird der Partei, zu der er sich schlägt, den Sieg verbürgen; er wird aber auch bei deren Auferstehung entweder mit ihr ewigen Lohnes sich erfreuen oder gleichewige Strafe dulden. S. 155
