4.
Für die Betrachtung (dieses letzten Punktes) müssen wir vor allem wissen, daß das Wesen des Menschen aus zwei verschiedenen und sich widerstreitenden Dingen besteht, miteinander in zwieträchtiger Eintracht verbunden, und daß die Seele von den Umrissen des Körpers eingefaßt ist. Und darum sind uns auch zweierlei Arten von Leben von Gott zugewiesen: das eine Leben ist das Leben, in welches wir von der Natur hineingeboren werden, nach einem Gesetz, das uns mit den Tieren gemeinsam ist; es ist das körperliche Leben und deshalb auch kurz; das andere Leben ist das Leben der Seele, das wir uns selbst in diesem Leben durch den Glauben aus dem lebendigen Quell des heiligen Taufbrunnens schaffen; es ist ein vornehmes und ewiges Leben; denn die Seele, welche die Welt überwindet durch Erkenntnis und Bewahrung der wahren Religion und der wahren Gerechtigkeit, wird zum Lohne für ihre geleistete Arbeit der ewigen Seligkeit der Unsterblichkeit teilhaft werden müssen« Daher kommt es, daß im Innern des Menschen allezeit ein heimlicher Kampf tobt, da der eine Teil den andern zu unterjochen sucht, wie der Apostel sagt: „Das Fleisch begehrt wider den Geist und der Geist gegen das Fleisch, denn die beiden widerstreben einander.“1
Gal. 5,17. ↩
