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Daher verheißt das Fleisch, das ganz in Genüssen schwelgt, umgeben ist von den verschiedensten Gaben der gegenwärtigen Welt, vielfältige und unermeßliche Schätze, läßt dieselben schauen, bietet sie an, verschenkt sie, stellt auch seine Schönheit zur Schau. Es weiß durch entlehnte Farben seinem Antlitz täglich eine andere, ihm beliebige Gestalt zu geben, wobei der Spiegel dessen Un- S. 151 kenntlichmachung unterstützt. Es ist gepflegt durch die Sorgfalt des Gaumens, glänzend weiß durch das Bad, duftend durch Salben, buntfarbig durch die Kleidung, völlig mit Geschmeide übersät, willkommen bei den zahlreichen festlichen Gelagen, feucht von Wein, mit Edelsteinen geschmückt oder mit Blumen bekränzt, herausfordernd in lockendem Blick und Scherz, blind in Habsucht, aufgepeitscht in Sinnlichkeit, üppig in der Federngruft des sanft schwellenden und wieder nachgebenden Bettes. Der Lust hingegeben, treibt es sich herum in Hainen, an Quellen, auf Wiesen, in Bädern, in Städten und auf dem Land. Inmitten von allen sinnlichen Genüssen ladet es jedes Geschlecht, alle Menschen in allen Altern ein, seiner zu begehren mit dem wohlbekannten Lied: „Kurz und verdrießlich ist die Zeit unseres Lebens, und es gibt keine Erquickung beim Ende des Menschen. Und es ist keiner bekannt, der zurückgekehrt wäre aus der Unterwelt. Denn aus Nichts sind wir geboren, und nachher werden wir sein, als wenn wir nicht gewesen wären, und von unserem Ende gibt es keine Wiederkehr. Sie ist verschlossen, und niemand kehrt zurück.„1 Und später: „Darum kommt und laßt uns die gegenwärtigen Güter genießen, das Geschaffene gebrauchen, solang wir jung sind! Köstlicher Wein und Salben seien unser in Fülle! Keine Blüte des Lenzes bleibe ungepflückt! Bekränzen wir uns mit Rosen, eh sie verblühn! Keine Wiese soll es geben, die nicht unsere Lust durchstreift! Überall wollen wir Spuren unserer Freude hinterlassen! Das ist unser Anteil, das unser Los!“2
