1.
Faustus sagte: Doch es war für Jesus gar nicht möglich zu sterben, es sei denn, er wäre geboren worden.
Und ich antworte darauf: Genau so war es für ihn nicht möglich geboren zu werden, es sei denn, er wäre nicht Gott gewesen. Falls es ihm aber möglich war, zugleich Gott zu sein und geboren zu werden, warum sollte es ihm dann nicht möglich gewesen sein, nicht geboren zu sein, und doch den Tod zu erleiden. Du siehst also, dass es wenig Nutzen bringt, in Dingen, die Jesus betreffen, auf Folgerichtigkeit zu achten oder sich auf logische Argumente zu stützen (cf. 737,27); man sollte vielmehr untersuchen, was er selber über sich, was seine Apostel über ihn verkündet haben, und besonders die Genealogie ist gründlich zu untersuchen und darauf zu achten, ob sie keine Widersprüche aufweist; dagegen sollte man nicht von seiner vermuteten Passion her auf die Tatsächlichkeit seiner Geburt zurückschliessen wollen, da es für ihn ja möglich war, zu leiden ohne geboren zu sein, aber auch geboren zu sein, ohne später im geringsten zu leiden; und ihr selber bekennt ja, dass für Gott alles möglich sei (cf. Mt. 19,26; Lk. 18,27). Und eben dieses Bekenntnis wird falsch sein, falls sich bestätigen sollte, dass er nicht sterben konnte ohne geboren zu sein.
