1.
Faustus sagte: Alles ist rein für die Reinen, für die Unreinen aber und die Befleckten ist nichts rein, sondern befleckt ist ihr Denken und ihr Gewissen (Ti. 1,15; cf. Apg. 10,15; c.F. 6,3; 6,6-8; 16,31;25,2). Auch hier (cf. P. 748,6) gilt es reiflich zu überlegen, ob es für euch vorteilhaft ist, dies als ein Paulus-Wort zu betrachten. Denn nur schon aus diesem Satz ergibt sich mit Gewissheit, dass Moses und die Propheten nicht nur von den Dämonen getrieben waren, als sie so viele Gesetze über die Unterschiede bei den Speisen formulierten, sondern dass sie auch selber unrein waren und befleckt in ihrem Denken und Gewissen, sodass auch der anschliessende Satz (Ti. 1,16) ganz gut auf sie gemünzt sein könnte: Sie beteuern, Gott zu kennen, durch ihre Werke aber verleugnen sie ihn. Auf wen aber trifft dieser Satz besser zu als auf die Propheten und auf Moses, die nachweisbar ganz und gar nicht so gelebt haben, wie es für jemanden, der Gott kennt, angemessen war? Dabei hatte ich bis heute geglaubt, dass es ausser Ehebruch, Betrügereien und Mordtaten nichts gab, woraus man bei Moses und den Propheten auf ein unreines Gewissen hätte schliessen können; nun aber bringt uns der Nachweis dieser Textstelle die Erkenntnis, dass ihr Denken auch deshalb unrein war, weil sie gewisse Dinge für unrein hielten. Weshalb glaubt ihr also auch jetzt noch, dass solchen Menschen die Schau der göttlichen Majestät habe zuteil werden können, obwohl doch geschrieben steht (cf. Mt. 5,8), dass nur jene Gott schauen können, die reinen Herzens sind? Dabei hätte ihnen doch, selbst wenn sie nicht durch unerlaubte Taten schuldig geworden wären, allein schon diese abergläubische Enthaltsamkeit von gewissen Speisen – wenn es zutrifft, dass diese das Denken unrein macht – den Anblick Gottes verwehren können. Verblasst und erloschen ist damit also zugleich auch der Ruhm Daniels und der drei Knaben (cf. Dan. 1,12 ff.), die ja vor der Verkündigung der Lehre, dass es nichts Unreines gebe (Ti. 1,15), bei den Juden als Jünglinge von vollkommener Reinheit und gesundem Denken galten, natürlich weil sie, eingedenk der Lehren der Väter, mit aller Entschiedenheit darauf bedacht waren, sich fernzuhalten von den Speisen der Heiden, besonders vom Opferfleisch. Jetzt erst wurde nämlich offensichtlich, dass auch sie in ihrem Denken und ihrem Gewissen unrein waren, und zwar besonders dann, wenn sie den Genuss von Blut und Totenopfern ablehnten.
