11.
Ein Soldat hatte den Kriegsdienst verlassen und im Gotteshause sich zum Mönchsleben verpflichtet. Er hatte sich fern von den Menschen an einem einsamen Ort eine Klause erbaut, um wie ein Einsiedler zu leben. Bald aber beunruhigte der schlaue Feind mit verschie-dentlichen Einflüsterungen sein ungebildetes Herz. Er wurde in seinem Entschlüsse schwankend und wünschte, sein Weib, das Martinus in ein Jungfrauenkloster S. 118gewiesen hatte, möchte mit ihm wieder zusammenwohnen. So ging also der tapfere Einsiedler zu Martinus und gestand, was er im Sinn habe. Der Heilige war entschieden dagegen, es sei unpassend, daß ein Weib wieder in Gemeinschaft mit ihrem Manne lebe, der schon Mönch geworden sei und nicht mehr Gatte sein wolle. Allein der Soldat bestand auf seinem Willen und behauptete, es sei nichts Schlimmes um diesen Vorsatz; er wolle ja nur den Trost genießen, sein Weib neben sich zu haben. Es sei nicht zu fürchten, daß sie ins alte Leben zurücksänken. Er sei Soldat Christi; auch sie habe denselben Fahneneid1 geschworen. Der Bischof möge sie in heiliger Gesinnung nebeneinander streiten lassen; sie wollten in der Kraft des Glaubens nichts vom Geschlechte wissen. Darauf antwortete Martinus — ich will euch seine eigenen Worte anführen: ,Sag' mir, bist du schon im Kriege, bist du in der Schlacht gewesen?' Darauf entgegnete er: 'Schon oft stand ich in der Linie und habe häufig Feldzüge mitgemacht.' Hierauf sagte Martinus: ,Sag mir also, hast du wohl in der Linie, die kampfbereit dastand oder schon gegen ein feindliches Heer Mann gegen Mann mit gezücktem Schwert im Handgemenge kämpfte, je ein Weib stehen oder kämpfen sehen?' Jetzt endlich errötete beschämt der Soldat und war dankbar, daß man ihn nicht seinem Irrtum überlassen und nicht mit harten Scheltworten auf bessere Wege gebracht habe, sondern durch ein Gleichnis, das aus dem Leben gegriffen war und auch einem Soldaten einleuchten mußte. Dann wandte sich Martinus — es umgab ihn nämlich eine große Brüderschar - zu uns und sagte: ,Das Weib soll das Feldlager der Männer nicht betreten, die Schlachtreihe der Soldaten soll gesondert sein. Das Weib bleibe fern in ihrer Behausung. Ein Heer wird verächtlich, wenn sich unter die Reihen der Männer eine Weiberschar mischt. Der Soldat soll in der Linie stehen, der Soldat soll im Felde kämpfen; das Weib halte sich innerhalb der schützenden Mauern. Ihr wird es auch Ehre eintragen, wenn sie in Abwesenheit des Mannes die Keuschheit bewahrt. Es S. 119ist für sie höchste Tugend und vollkommener Sieg, wenn sie sich nicht sehen läßt.'
Bei seiner Taufe I. ↩
