Edition
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Vita Pauli
10.
Et post sanctum osculum residens Paulus cum Antonio ita exorsus est: 'En quem tanto labore quaesisti, putribus senectute membris operit inculta canities. En uides hominem, puluerem mox futurum. Verum quia caritas omnia sustinet, narra mihi, quaeso, ut se habeat humanum genus. An in antiquis urbibus noua tecta consurgant; quo mundus regatur imperio; an supersint aliqui, qui daemonum errore rapiantur.'
Inter has sermocinationes suspiciunt alitem coruum in ramo arboris consedisse, qui inde leniter subuolans integrum panem ante mirantium ora deposuit. Post cuius abscessum: 'Eia,' inquit Paulus, 'Dominus nobis prandium misit, uere pius, uere misericors. Sexaginta iam anni sunt quod dimidii semper panis fragmen accipio, uerum ad aduentum tuum militibus suis Christus duplicauit annonam.'
Übersetzung
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Leben des hl. Paulus, des ersten Einsiedlers (BKV)
10.
Nach dem heiligen Kusse setzte sich Paulus, und es entspann sich mit Antonius folgende Unterhaltung. „Siehe, derjenige, welchen du mit solcher Mühe gesucht hast, hat altersschwache Glieder, und ungepflegt ist sein graues Haar. Er ist ein Mensch, der bald zu Staub werden wird. Aber weil die Liebe alles erträgt1 , so erzähle mir doch, ich bitte dich, wie es mit den Menschen steht. Sind in den alten Städten neue Gebäude aufgeführt worden? Wer regiert die Welt? Gibt es noch Menschen, die in teuflischem Irrtum befangen sind?“ Während die beiden so zusammen redeten, bemerkten sie, daß ein Rabe sich auf einem Ast eines Baumes niedergelassen hatte. Von dort flog er sanft herab und legte zu ihrem Erstaunen ein ganzes S. 29Brot vor sie hin. Als der Rabe fort war, rief Paulus aus: „Wahrhaftig, der Herr hat uns in seiner Güte und Barmherzigkeit Speise gesandt. Sechzig Jahre sind es schon, daß ich immer nur ein halbes Brot erhalte, aber bei deiner Ankunft hat der Herr seinen Streitern die Ration verdoppelt.“
1 Kor. 13:7. ↩