Edition
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Vita Pauli
12.
His Antonius auditis flens et gemens, ne se desereret atque ut comitem talis itineris acciperet, precabatur. Ac ille: 'Non debes,' inquit, 'quaerere quae tua sunt, sed quae aliena. Expedit quidem tibi sarcina carnis abiecta Agnum sequi. Sed et caeteris expedit fratribus, ut tuo adhuc instituantur exemplo. Quamobrem, perge, quaeso, nisi molestum est, et pallium quod tibi Athanasius episcopus dedit, ad obuoluendum corpusculum meum defer.'
Hoc autem beatus Paulus rogauit non quod magnopere curaret, utrum tectum putresceret cadauer an nudum (quippe qui tanti temporis spatio contextis palmarum foliis uestiebatur), sed ut a se recedenti moeror suae mortis leuaretur.
Stupefactus ergo Antonius, quod de Athanasio et pallio eius audierat, quasi Christum in Paulo uidens et in pectore eius Deum uenerans ultra respondere nihil ausus est, sed cum silentio lacrimans exosculatis eius oculis manibusque ad monasterium, quod postea a Saracenis occupatum est, regrediebatur. Neque uero gressus sequebantur animum, sed cum corpus inane ieiuniis seniles etiam anni frangerent, animo uincebat aetatem.
Übersetzung
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Leben des hl. Paulus, des ersten Einsiedlers (BKV)
12.
Auf diese Worte hin bat Antonius unter Tränen und Seufzen, er möge ihn doch nicht verlassen, sondern ihn als Begleiter auf diese Reise mitnehmen. Er erhielt zur Antwort: „Nicht was dir, sondern was anderen zum Nutzen gereicht, mußt du suchen. Für dich wäre es freilich besser, die Bürde des Fleisches abzulegen und dem Lamme zu folgen1 . Aber für die übrigen Bruder ist es gut, daß sie sich an deinem Beispiel erbauen. S. 30Wohlan denn, wenn dir meine Bitte nicht lästig fällt, bringe den Mantel herbei, welchen dir der Bischof Athanasius gegeben hat, um meinen Leichnam einzuhüllen“2 . Doch nicht etwa, weil er sich allzu große Sorgen darum gemacht hätte, ob seine Leiche bekleidet oder unbekleidet der Verwesung anheimfiele, drückte der hl. Paulus diesen Wunsch aus, hatte er sich ja seit langem nur mit zusammengeflochtenen Palmblättern bedeckt. Vielmehr wollte er den Freund unter diesem Vorwand entfernen, um ihn der Trauer über seinen Tod zu entheben. Antonius war ganz erstaunt darüber, daß Paulus von Athanasius und dem von ihm geschenkten Mantel Kenntnis hatte und wagte, da er in ihm Christus zu sehen, unter seiner Gestalt Gott verehren zu müssen glaubte, nichts mehr zu erwidern. Aber still vor sich hin weinend küßte er Augen und Hände des hl. Paulus und machte sich auf den Rückweg zum Kloster, das später von den Sarazenen in Besitz genommen wurde. Freilich seine Füße konnten mit seinem Wollen nicht gleichen Schritt halten. Doch überwand er, wie sehr auch der Körper durch Fasten geschwächt und durch der Jahre Last gebrochen war, mutig die Beschwerden des Alters.