Edition
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Vita Pauli
16.
Igitur obuoluto et prolato foras corpore, psalmis quoque ex Christiana traditione cantatis, contristabatur Antonius quod sarculum, quo terram foderet, non habebat, fluctuans uario mentis aestu et secum multa reputans: 'Si ad monasterium reuertar, quatridui iter est; si hic maneam, nihil ultra proficiam. Moriar ergo, ut dignum est, et iuxta bellatorem tuum, Christe, ruens extremum halitum fundam.'
Talia eo animo uoluente ecce duo leones ex interioris eremi parte currentes uolantibus per colla iubis ferebantur. Quibus aspectis primo exhorruit. Rursusque ad Deum mentem referens, quasi columbas uideret, mansit intrepidus. Et illi quidem directo cursu ad cadauer beati senis substiterunt, adulantibusque caudis circa eius pedes accubuere, fremitu ingenti rugientes, prorsus ut intellegeres eos plangere quo modo poterant.
Deinde haud procul coeperunt humum pedibus scalpere, harenamque certatim egerentes unius hominis capacem locum effodere. Ac statim quasi mercedem pro opere postulaturi, cum motu aurium ceruice deiecta ad Antonium perrexerunt, manus eius pedesque lingentes, ut ille animaduertit benedictionem eos a se deprecari. Nec mora, et in laudationem Christi effusus, quod muta quoque animalia Deum esse sentirent, ait: 'Domine, sine cuius nutu nec folium arboris defluit nec unus passerum ad terram cadit, da illis sicut tu scis.'
Et manu annuens eis ut abirent imperauit. Cumque illi recessissent, sancti corporis onere seniles curuauit humeros, et deposito eo effossam desuper humum congregans tumulum ex more conposuit.
Postquam autem dies inluxerat alia, ne quid pius heres ex intestati bonis non possideret, tunicam sibi eius uindicauit, quam in sportarum modum de palmae foliis ipse sibi texuerat. Ac sic ad monasterium reuersus discipulis ex ordine cuncta replicauit; diebusque solemnibus Paschae uel Pentecostes semper Pauli tunica uestitus est.
Übersetzung
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Leben des hl. Paulus, des ersten Einsiedlers (BKV)
16.
Als der Körper eingehüllt war, trug Antonius ihn heraus, wobei er nach christlicher Sitte Hymnen und Psalmen sang. Da er keinen Spaten hatte, um die Erde auszugraben, ward er traurig, überlegte hin und her und sprach: „Kehre ich nach dem Kloster zurück, dann ist es eine Reise von vier Tagen, bleibe ich hier, dann kann ich weiter nichts ausrichten. Darum, o Herr, will ich, wie es sich geziemt, neben deinem Streiter sterben, will ich hinsinken und meinen letzten Atemzug tun.“ S. 32Während solche Gedanken ihn beschäftigten, eilten aus dem Innern der Wüste zwei Löwen mit fliegender Mähne herbei, bei deren Anblick er zuerst in Schrecken geriet. Doch er richtete seinen Geist auf Gott und verhielt sich furchtlos, als ob er Tauben sähe. Aber jene liefen geradeswegs auf den Leichnam des heiligen Greises zu und machten vor ihm Halt. Mit dem Schweife wedelnd ließen sie sich zu seinen Füßen nieder und stießen ein fürchterliches Gebrüll aus, so daß man sofort erkennen konnte, wie auch sie auf ihre Weise trauerten. Dann fingen sie an, in der Nähe den Boden mit den Füßen aufzuscharren. Um die Wette warfen sie den Sand heraus und gruben eine Öffnung so groß, daß ein Mensch darin Platz finden konnte. Gleichsam als forderten sie den Lohn für ihre Arbeit, kamen sie darauf, die Ohren bewegend, mit gesenktem Nacken zu Antonius und leckten seine Hände und Füße. Er verstand sofort, daß sie ihn um seinen Segen baten. Voller Begeisterung für Christus, da selbst die Tiere Gottes Dasein fühlten, sprach er unverzüglich: „O Herr, ohne dessen Wink kein Blatt vom Baum herabflattert, kein Sperling auf die Erde fällt1 , belohne sie nach Deinem Gutdünken“, und mit einer Handbewegung hieß er sie fortgehen. Darauf beugte er die greisen Schultern unter der Last des heiligen Körpers, setzte diesen bei, häufte die aufgeworfene Erde darüber und errichtete der Sitte gemäß ein Grabmal. Anderntags nahm er als fromme Erinnerung die Tunika des ohne Testament Verstorbenen an sich, welche dieser sich nach Art von Korbgeflecht aus Palmblättern verfertigt hatte. Dann kehrte er zum Kloster zurück und berichtete seinen Schülern alles der Reihe nach. Am Oster- und Pfingstfest aber zog er stets die Tunika des hl. Paulus an.
Matth, 10:29. ↩