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Vita Pauli
8.
Stupens itaque Antonius et de eo quod uiderat secum uoluens ulterius progrediebatur. Nec mora, inter saxosam conuallem haud grandem homunculum uidet aduncis naribus, fronte cornibus asperata, cuius extrema pars corporis in caprarum pedes desinebat. Et hoc adtonitus expectaculo scutum fidei et loricam spei bonus praeliator arripuit. Nihilominus memoratum animal palmarum fructus ad uiaticum, quasi pacis obsides, offerebat. Quo cognito gradum pressit Antonius, et quisnam esset interrogans hoc ab eo responsum accepit:
'Mortalis ego sum et unus ex accolis eremi, quos uario delusa errore gentilitas Faunos Satyrosque et Incubos colit. Legatione fungor gregis mei. Precamur ut pro nobis communem Dominum depreceris; salutem mundi olim uenisse cognouimus, et "in uniuersam terram exiit sonus eius."'
Talia eo loquente longaeuus uiator ubertim faciem lacrimis rigabat, quas magnitudo laetitiae indices cordis effuderat. Gaudebat quippe de Christi gloria, de interitu Satanae, simulque admirans, quod eius posset intellegere sermonem et baculo humum percutiens aiebat: 'Vae tibi, Alexandria, quae pro Deo portenta ueneraris. Vae tibi, ciuitas meretrix, in qua totius orbis daemonia confluxere. Quid nunc dictura es? Bestiae Christum loquuntur, et tu pro Deo portenta ueneraris!'
Necdum uerba compleuerat et quasi pennigero uolatu petulcum animal aufugit.
Hoc ne cui ad incredulitatem scrupulum moueat, sub rege Constantio, uniuerso mundo teste, defenditur. Nam Alexandriam istiusmodi homo uiuus perductus magnum populo spectaculum praebuit, et postea cadauer exanime, ne calore aestatis dissiparetur, sale infusum et Antiochiam, ut ab Imperatore uideretur, adlatum est.
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Leben des hl. Paulus, des ersten Einsiedlers (BKV)
8.
In Staunen versunken über diese Begegnung zog Antonius gedankenvoll weiter. Es dauerte nicht lange, da sah er in einem felsigen, rings von Bergen umgebenen Tal ein kleines Menschlein mit einer gekrümmten Nase und Hörnern an der Stirn; der unlere Teil des Körpers lief in Bocksfüße aus. Bei diesem Anblicke ergriff Antonius nach guter Kämpfer Brauch den Schild des Glaubens und den Panzer der Hoffnung1 . Aber genanntes Wesen bot ihm Datteln an als Wegzehrung, gleichsam ein Unterpfand des Friedens. Als Antonius dies sah, blieb er stehen und erhielt auf die Frage, wer er denn wäre, folgende Antwort: „Ich bin ein Sterblicher, einer von den Bewohnern der Wüste, welche das durch mannigfache Irrtümer getäuschte Heidentum mit den Namen Faunen, Satyrn und Inkuben verehrt2 . Ich bin von meinen Genossen gesandt. Wir ersuchen dich, für uns bei dem gemeinsamen Herrn, der, wie wir wissen, einst zur Erlösung der Welt gekommen ist, Fürsprache einzulegen. Über die ganze Welt hat sich die Kunde von ihm ausgebreitet“3 . Während dieser Unterredung floß ein reicher Tränenstrom, der Ausdruck seiner übergroßen Herzensfreude, über das Antlitz des hochbetagten Wanderers. Er freute sich nämlich über die Verherrlichung Christi und die Vernichtung des Satans. Voll Erstaunen darüber, daß er dieses Wesens Sprache verstehen konnte, stieß Antonius mit dem Stabe auf den Boden und sprach: „Weh dir Alexandria, weil du an Stelle Gottes Götzenbilder verehrst! Weh dir, buhlerische Stadt, in welcher die bösen Geister des ganzen Erdballes zusammengeströmt sind! S. 27Was wirst du nun sagen? Die Tiere sogar bekennen Christus und du verehrst an Stelle Gottes Götzen.“ Noch war er nicht zu Ende gekommen, und schon schoß das gehörnte Wesen in pfeilschnellem Lauf dahin. Gegen die Glaubwürdigkeit dieses Berichtes braucht niemand ein Bedenken geltend zu machen, wie ein Ereignis bezeugt, das sich angesichts der ganzen Welt zugetragen hat, als Constantius regierte. Ein Mensch dieser Art wurde lebendig nach Alexandria gebracht, wo er der Schaulust der Menge reichliche Nahrung bot; dann wurde sein Leichnam, nachdem er mit Salz behandelt worden war, damit er nicht unter dem Einflüsse der Sonnenhitze zergehe, nach Antiochia verbracht, um vom Kaiser in Augenschein genommen zu werden.
Eph. 6:14. ↩
Unter Faunen, Satyren, Inkuben versteht die Mythologie Wesen, welche die Menschen ängstigen und auoh das Alpdrücken hervorrufen. Augustinus [De civ. Dei XV, 23] räumt ihnen unter Bezugnahme auf umgehende Erzählungen die Fähigkeit ein, Frauon zu belästigen, von ihnen das Beilager zu vorlangen und sie zu mißbrauchen. ↩
Nach Röm. 10:18. ↩