1.
Die Kürze des menschlichen Lebens ist eine Strafe für die Sünden. Der Tod, dessen Beute so mancher Mensch gleich beim Eintritt ins Leben wird, legt Zeugnis davon ab, daß die Menschheit täglich in Sünden fällt. Als die Schlange den ersten Insassen des Paradieses durch ihre List getäuscht und in die Niederungen des Irdischen herabgezogen hatte, da tauschte er den Tod gegen die Unsterblichkeit ein. 1 Immerhin war dem Menschen sozusagen eine zweite Unsterblichkeit zugebilligt, sollte doch dem vom Fluche getroffenen Menschen die S. 28 Grabschrift erst nach 900 und noch mehr Jahren gesetzt werden. 2 Aber die Sündhaftigkeit nahm allmählich immer gröbere Formen an, und der Giganten Gottlosigkeit führte den Untergang der ganzen Welt herbei. 3 Nachdem die Welt durch diese Taufe, wenn ich so sagen darf, gereinigt war, wurden dem menschlichen Dasein bescheidenere Grenzen gesetzt. Selbst diese kurze Lebensfrist hätten wir Menschen beinahe aufs Spiel gesetzt, da unsere Bosheit sich ständig dem göttlichen Willen widersetzt. Wie wenige überschreiten das hundertste Lebensjahr! Wenn sie es aber erreichen, so tut es ihnen leid, wie es schon die Hl, Schrift im Buche der Psalmen bezeugt; „Die Tage unseres Lebens sind siebzig Jahre; wenn viel, achtzig. Was aber darüber hinausgeht, ist Mühsal und Plage.“ 4
