3.
Selbst die gelehrtesten Griechen, von denen Tullius in seiner Rede für Flaccus treffend bemerkt: „Leichtsinn ist ihnen angeboren und Eitelkeit anerzogen“, 1 ließen sich für ihre Lobreden auf Könige und Führer bezahlen. Ihrem Beispiel will ich folgen und auch für meine anerkennenden Worte den gebührenden Lohn verlangen. Glaube nicht, daß ich in meiner Forderung bescheiden bin; denn ich verlange von Dir die Perle aus dem Evangelium. 2 „Die Worte des Herrn sind reine Worte, Silber, das im Feuer geläutert und siebenmal gereinigt ist.“ 3 Ich bitte Dich nämlich um die Kommentare des Fortunatianus 4 und um das Geschichtswerk des Aurelius Victor, 5 S. 30 damit ich mich über die Christenverfolger unterrichten kann. Ferner ersuche ich Dich um die Briefe Novatians, 6 damit ich auch das Gift dieses Schismatikers kennenlerne, das ich dann um so freudiger mit den Schriften des heiligen Märtyrers Cyprian als Gegengift unwirksam machen will. Inzwischen schicke ich Dir, dem greisen Paulus, das Leben eines noch greiseren Paulus. Bei dessen Abfassung kam es mir darauf an, durch schlichte Darstellung auch einfachen Lesern gerecht zu werden. Aber ich weiß nicht, wie es kommt, der Krug behält, auch wenn er mit Wasser gefüllt wird, doch den Geruch, den er an sich trug, als er noch neu war. 7 Sollte meine kleine Gabe bei Dir Gefallen finden, dann kann ich Dir noch mit anderen Waren dienen, welche, so der Heilige Geist die Segel schwellt, zusammen mit mancherlei Erzeugnissen des Orients den Weg zu Dir nehmen werden.
Cicero, pro Flacco 24, 57; in Vatinium 17, 40. ↩
Matth. 13, 46. ↩
Ps. 11, 7. ↩
Der arianisch eingestellte Bischof Fortunatianus von Aquileja (337—361), der den Papst Liberius zu seiner Nachgiebigkeit bestimmt haben soll (De vir. ill. 97), hinterließ eine wahrscheinlich verschollene Erklärung zu den Evangelien, über die sich Hieronymus später (De vir. ill. 97) im Gegensatz zu hier recht geringschätzig äußert (vgl. B. III 486). ↩
Aurelius Victor, ein Günstling Julians, schrieb das Geschichtswerk „De caesaribus“, das hier gemeint ist. Gr. I 127, 143 unterläuft eine falsche Deutung dieser Stelle, wenn er von einer „Geschichte der Verfolgungen“ des Historikers Aurelius Victor spricht. ↩
Novatian, ein römischer Presbyter um 250, erregte ein Schisma, das bis nach Syrien vordrang und sich dort mehrere Jahrhunderte hielt. Es dürfte hier wohl an den 30. und 36. Brief aus der Briefsammlung Cyprians gedacht sein, die von Novatian herrühren (vgl. B. II 626) ↩
Horaz, Epist. I 2, 69 f. ↩
