2.
So haben auch wir jetzt, meine Marcella, unsere Blesilla während dreißig Tagen ununterbrochen mit der Fieberglut ringen sehen. Sie sollte lernen, daß die sinnlichen Freuden nichts bedeuten, ist doch der Leib dazu bestimmt, nur allzubald von den Würmern zerwühlt zu werden. Auch zu ihr kam der Herr Jesus, nahm sie an der Hand, und siehe, sie stand auf und diente ihm. 1 Bis dahin roch sie nach Gleichgültigkeit, lag sie gefesselt in den Ketten des Reichtums, war sie gebettet in das Grab des Weltgeistes. Jesus erschauerte und erbebte im Geiste und rief ihr zu; „Blesilla, komme heraus!“ 2 Sie vernahm diesen Ruf, stand auf und setzte sich mit dem Herrn zu Tische- Laß die Juden darüber toben und aufbrausen, laß sie versuchen, die Auferstandene umzubringen; 3 die Apostel allein mögen sich darob freuen! Sie weiß, daß sie ihr Leben dem verdankt, dem sie vertraute. Sie weiß, daß sie die Füße dessen umarmt, vor dessen Gericht sie noch vor kurzem erzittern mußte. Ihr Körper lag schon fast leblos da, der nahe Tod streifte die erschöpften Glieder. Wo blieb da die Hilfe der Verwandten? Was nützen alle Worte, die nichts sind als leerer Rauch? Dir, o undankbare Verwandtschaft, ist sie nichts schuldig, sie, die der Welt verlorenging und für Christus zu neuem Leben erwachte. Wer ein Christ ist, möge sich über diese Umwandlung freuen. Wer aber daran Anstoß nimmt, offenbart dadurch, daß er kein Christ ist.
