[Vorwort]
Der uns nur aus diesem Briefe bekannte Pannonier Castricianus wollte Hieronymus in Bethlehem besuchen. Er schloß sich einem Diakon Heraclius an, den der pannonische Bischof Amabilis nach Palästina gesandt hatte, um von Hieronymus einen Kommentar zu den zehn Gesichten des Propheten Isaias (Kap. 13—23) zu erbitten. 1 Castricianus, der blind war, kam nur bis Cissa, das an der istrischen Küste zu suchen sein dürfte. Hieronymus dankt ihm für seinen guten Willen und redet ihm die Meinung aus, daß seine Blindheit eine Strafe Gottes sein müsse. Zum Schlüsse gibt er der Erwartung Ausdruck, ihn doch einmal in Bethlehem begrüßen zu dürfen.
In ep. 71, 7 ad Lucinum wird die Abfassung des von Amabilis erbetenen Kommentars als kürzlich erfolgt hingestellt. Der Brief erwähnt auch die längere Krankheit, die Hieronymus während der Fasten des Jahres 398 befiel. 2 Diese findet sich in dem Briefe an Castricianus nicht berührt, obwohl ein Hinweis nahelag, da der Brief sich gerade mit dem Sinn des Leidens befaßt. Heraklius muß also den Brief entweder Ende 397 oder Anfang 398 samt dem Kommentar für Amabilis ins Abendland gebracht haben. S. 55
