Zweiter Artikel. Die ewige Seligkeit ist der eigens entsprechende Gegenstand der Hoffnung.
a) Das scheint nicht. Denn: I. Jenes hofft der Mensch nicht, was alle Bewegungskraft seiner Seele übersteigt, da der Akt der Hoffnung eine gewisse Seelenbewegung ist. Die Seligkeit aber übersteigt alle Kraft der Seele, nach 1. Kor. 2. II. Das Gebet ist die Erklärung und Offenbarung der Hoffnung. Denn Ps. 36. heißt es: „Enthülle dem Herrn deine Wege und hoffe auf Ihn; Er wird es wohl machen.“ Der Mensch aber erbittet erlaubterweise von Gott auch die Güter dieses gegenwärtigen Lebens, wie aus dem Vater unser hervorgeht. Also ist nicht die Seligkeit der eigens entsprechende Gegenstand der Hoffnung. III. Der Gegenstand der Hoffnung ist etwas schwer Erreichbares. Das ist aber auch vieles Andere für den Menschen und nicht bloß die Seligkeit. Auf der anderen Seite heißt es Hebr. 11.: „Wir haben die Hoffnung, die da hineintritt“ d. h. hineintreten macht, „bis in das Innerste der Hülle“ d. h. bis zur ewigen Seligkeit, wie die Glosse sagt.
b) Ich antworte, die Hoffnung, von der hier die Rede, erreicht als ihre Richtschnur Gott, auf dessen Beistand sie gegründet ist. Die Wirkung muß aber der Ursache entsprechen. Das Gute also, was wir im eigentlichen Sinne und in erster Linie von Gott erwarten, ist Gott selber; nämlich das unendliche Gut, was der Kraft des göttlichen Beistandes entspricht. Dieses Gut wird nun durch die ewige Seligkeit besessen. Denn nichts Geringeres kann von Gott erhofft werden, wie Er selbst; da nicht geringer ist seine Güte, kraft deren Er der Kreatur Gutes mitteilt, wie Er selbst oder wie sein Wesen. Der eigens entsprechende, leitende Gegenstand der Hoffnung also ist die ewige Seligkeit.
c) I. Die ewige Seligkeit kann nicht in vollkommener Weise aufsteigen in das Herz, so daß der Erdenpilger wissen könnte, was und wie beschaffen sie sei. Sie steigt vielmehr in das Herz gemäß dem allgemeinen Wesenscharakter des Guten, als etwas vollendet Gutes im allgemeinen. Und so wird sie erhofft. Deshalb sagt Paulus Hebr. 6. bezeichnend, „die Hoffnung gehe hinein bis in das Innerste der Hülle“ d. h. was wir hoffen, ist noch verhüllt. II. Andere Güter dürfen nur auf Grund und in Bezug auf die ewige Seligkeit gehofft werden; wie ja auch der Glaube an leitender maßgebender Stelle unmittelbar auf Gott geht. III. Im Verhältnisse zum Gute der ewigen Seligkeit erscheint dem Menschen nichts Anderes mehr als schwer erreichbar. Im Verhältnisse zu seinen Kräften aber kann es noch anderes Schwere für ihn geben.
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