Erster Artikel. Die Taufe ist das Abwaschen selber.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Das Abwaschen des Körpers geht vorüber, die Taufe aber bleibt. Also ist die Taufe nicht solches Abwaschen, sondern vielmehr nach Damascenus (4. de orth. fide 10.) „die Wiedergeburt, das Siegel, die Behütung, die Erleuchtung.“ II. Hugo von St. Viktor sagt (3. de sacr. p. 6. c. 2.): „Die Taufe ist das durch Gott behufs des Abwaschens der Sünden geheiligte Wasser.“ Das Wasser aber ist nicht das Abwaschen; vielmehr ist dieses ein Gebrauchen des Wassers. III. Wie Augustin sagt (80. in Joan.), „tritt das Wort zum Elemente und es ersteht das Sakrament.“ Das Element aber ist das Wasser selbst und nicht das Abwaschen damit. Auf der anderen Seite heißt es Ekkli. 34.: „Wer getauft wird,nachdem er Totes berührt, und wiederum Totes anrührt; was hilft dem das Abwaschen?“ Also ist da Taufen gleich Abwaschen.
b) Ich antworte; im Sakramente der Taufe sei dreierlei zu erwägen: 1. Das, was rein Sakrament ist; 2. das, was Sakrament und Sache (Wirkung) zugleich ist (res et sacramentum); und 3. das, was nur Sache (oder Wirkung) ist. 1. Jedes Sakrament nun will besagen etwas Sinnlich-Wahrnehmbares außen Bestehendes, was Zeichen ist einer inneren Wirkung. Das Sinnlich-Wahrnehmbare in unserem Falle ist das Wasser selbst und dessen Gebrauch: das Abwaschen. Nun meinten manche, das Wasser selbst sei das Sakrament der Taufe, was die Worte Hugos von St. Viktor auszudrücken scheinen; denn dieser Autor nennt überhaupt jedes Sakrament nur „ein stoffliches Element“ (materiale elementum 1. de sacr. p. 9. c. 2.). Das aber scheint nicht so zu sein. Denn da die Sakramente des Neuen Bundes eine gewisse Heiligung bewirken, so ist da das Sakrament anzunehmen, wo die Heiligung sich vollzieht. Im Wasser selbst nun vollendet sich nicht die Heiligung. Vielmehr besteht da nur eine Kraft in der Weise eines Werkzeuges; und zwar ist das keine verbleibende Kraft, sondern eine in jenen Menschen fließende, welcher in Wahrheit untersteht oder Subjekt ist der Heiligung. Und demnach wird das Sakrament der Taufe nicht vollendet im Wasser selbst, sondern im Anwenden oder Gebrauchen des Wassers, in dessen Hinleiten auf den Menschen, was eben das Abwaschen ist. Darum also definiert Petrus Lombardus die Taufe als „die außen vollzogene Abwaschung des Körpers, die da gemacht wird, währenddem die Worte der vorgeschriebenen Form ausgesprochen werden.“ 2. Sakrament und Sache zugleich, also eine Wirkung des Sakramentes, die zugleich wieder etwas bezeichnet, ist der sakramentale Charakter, der da bezeichnet wird durch das körperliche Abwaschen und seinerseits wieder das sakramentale Zeichen ist für die Gnade der innerlichen Rechtfertigung. 3. Und diese Gnade ist dann Sache allein und ist kein Sakrament; d. h. sie bezeichnet nichts Weiteres mehr.
c) I. Das, was Sakrament allein ist, geht vorüber; der Charakter, also was Sakrament und Sache ist, bleibt unverlierbar; die Gnade als Sache allein bleibt ebenfalls, aber in verlierbarer Weise. Damascenus nun definiert die Taufe gemäß dem allein, was innerlich geschieht; nicht nach dem, was bloß Sakrament ist. Er setzt also den Ausdruck „Siegel“ und diesen anderen „Behütung“, um den sakramentalen Charakter zu kennzeichnen, der unverrückbar ist und der die Seele, von sich allein aus betrachtet, im Guten behütet. „Wiedergeburt“ will nach ihm besagen: den Beginn des geistigen Lebens; — „Erleuchtung“ bezieht sich im besonderen Sinne auf den Glauben, „kraft dessen der gerechte das geistige Leben hat“ (Hebr. 2, 2.), wonach die Taufe das Sakrament des Glaubens genannt wird; denn sie ist gleichsam ein Bekenntnis und eine Beteuerung des Glaubens. Ähnlich definiert Dionysius die Taufe auf Grund ihrer Beziehung zu den anderen Sakramenten: als „einen gewissen Beginn des neuen Lebens oder der heiligen Thätigkeit gemäß den hochheiligen Geboten, der da formt unsere Seele, daß sie aufnehmen kann in sich, soweit Gelegenheit geboten wird, heilige Zustände;“ auf Grund der Beziehung der Taufe zur himmlischen Herrlichkeit als „uns den Weg bereitend, um zur überhimmlischen Ruhe zu gelangen“; und auf Grund wieder des Anfanges des geistigen Lebens als „das Verleihen unserer heiligen und überaus zu Gott führenden Wiedergeburt“ (2. de ceol. hier.). II. Die Definition Hugos ist nicht anzunehmen oder höchstens in dem Sinne, daß sie durch die Ursache, das Wasser nämlich, gegeben wird. III. „Das Sakrament ersteht“ nicht im „Elemente“ selber, sondern im Menschen, der mit Wasser abgewaschen wird; was auch die Worte selber besagen: „Ich taufe dich.“
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