Dritter Artikel. Das Wasser ist die der Taufe eigene Materie.
a) Dem wird Folgendes entgegengestellt: I. Die Taufe hat nach Dionysius (2. de ceol. hier.) erleuchtende Kraft. Erleuchten aber kommt am ersten dem Feuer zu. Alst müßte die Taufe eigentlich im Feuer geschehen und nicht im Wasser, wie ja auch Johannes sagt (Matth. 3.): „Jener wird euch taufen im heiligen Geiste und im Feuer.“ II. Taufen heißt von Sünden abwaschen. Vieles Andere aber wie Wein und Öl kann zum Abwaschen verwendet werden. Also kann man auch damit taufen. III. Die Sakramente der Kirche flossen aus der geöffneten Seite Christi. Daraus floß aber nicht allein Wasser, sondern auch Blut. Also scheint man auch in Blut taufen zu können; was zumal mehr entspricht der Ursache und der Wirkung der Taufe, nach Apok. I.: „Er hat uns von unstren Sünden reingewaschen in seinem Blute.“ IV. Nach Augustin „hat der Herr durch die Berührung mit seinem reinsten Fleische den Wassern die wiedererzeugende und reinigende Kraft mitgeteilt“ (36. serm. de Temp.) Nicht alles Wasser aber ist eine Fortsetzung des Wassers im Jordan. Also nicht mit allem Wasser kann man taufen. V. Wäre das Wasser für sich allein die passende Materie für die Taufe; so würde man es nicht für notwendig halten, daß noch Anderes am Taufwasser geschehe, damit es zum Taufen geeignet werde. Bei der feierlichen Taufe aber wird das Wasser, mit dem getauft werden soll, zuerst exorcisiert und gesegnet. Also ist nicht das Wasser die geeignete Materie für die Taufe. Auf der anderen Seite sagt der Herr (Joh. 3.): „Wer nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem heiligen Geiste, kann nicht eintreten in das Himmelreich.“
b) Ich antworte; infolge göttlicher Einsetzung sei das Wasser dieMaterie der Taufe. Und dies ist zukömmlich. Denn 1. sind alle Samenarten, aus denen die lebenden Wesen gezeugt werden, feucht und gehören danach in den Bereich des Wassers, so daß die Philosophen annehmen, das Wasser sei das Princip aller Dinge (1 Metaph. 4. de sensu); es ist also das Wasser mit Rücksicht auf die eigenste Natur der Taufe, als einer Wiedererzeugung, die dazu passende Materie. 2. Die Wirkungen der Taufe entsprechen der Materie des Wassers. Denn das Wasser hat
a) die Eigenheit, daß es reinwäscht, wonach es gut das Reinwaschen von den Sünden bezeichnet und verursacht;
b) es erfrischt durch die ihm eigene Kälte inmitten der größten Wärme, wonach es die Milderung des Fleischesstachels ausdrückt;
c) es ist ihm eigen, durchleuchtend zu sein, so daß es der Taufe, als dem Sakramente des Glaubens, gut entspricht. 3. Das Wasser ist dazu von Natur geeignet, die Geheimnisse Christi vorzustellen, durch die wir gerechtfertigt werden. Denn zu Joh. 3. I. c. erklärt Chrysostomus (24. hom. in Joan.): „Wie in einem gewissen Grabe wird der alte Mensch begraben, wenn wir unseren Kopf bei der Taufe ins Wasser tauchen; untergetaucht wird er verborgen; und steigt dann der neue Mensch heraus.“ 4. Das Wasser ist in solchem Überflusse vorhanden und kommt dermaßen überall vor, daß es dadurch recht sehr der Notwendigkeit der Taufe entspricht.
c) I. Das Erleuchten gehört dem Feuer von seiten des Thätigseins an. Jener aber, der getauft wird, wird dadurch nicht einer, der in thätiger Weise nun erleuchtet; sondern er wird in empfangender Weise erleuchtet durch den Glauben, „der ja vom Hören herkommt“ (Röm. 10.). Und sonach ist das Wasser zukömmlicher und entsprechender der Taufe wie das Feuer. In den Worten des heiligen Johannes des Täufers aber: „Jener wird euch taufen im heiligen Geiste und im Feuer,“ wird nach Hieronymus (in h. I.) verstanden der heilige Geist wieder selbst, insoweit Er in feurigen Zungen später aus die Jünger herabkam (Act. 2.). Oder darunter wird die Trübsal verstanden, nach Chrysostomus, „welche die Sünden reinigt und die Begierlichkeit mindert.“ Oder, wie Hilarius sagt (snp. Matth. 2.): „Denen, die im heiligen Geiste getauft sind, bleibt nur noch übrig, daß sie durch das Feuer des Gerichts vollendet werden.“ II. Wein und Öl dienen nicht gemeinhin zum Abwaschen. Auch bleibt da immer etwas Unreines zurück, wenigstens für den Geruch. Ebenso sind diese Stoffe nicht so leicht überall zu haben, wie das Wasser. III. Aus der offenen Seite floß Wasser um reinzuwaschen, Blut um zu erlösen. Und so entspricht das Wasser dem Sakramente der Taufe, das Blut dem Sakramente der Eucharistie, wiewohl auch die Taufe wieder ihre reinwaschende Kraft hat vom Blute des Herrn. IV. Die Kraft Christi erstreckte sich auf alles Wasser wegen der nämlichen Gattung, nicht als ob der Ort derselbe sein müßte. Daher sagt Augustin (l. c.): „Der Segen, welcher aus der Taufe des Heilandes fließt, hat wie ein geistiger Strom alle Quellenadern und alle Schleusen der Wasser erfüllt.“ V. Jener Segen und Exorcismus ist nicht notwendig erfordert für die Gültigkeit der Taufe. Dies und Ähnliches geschieht um einer gewissen Feierlichkeit willen, damit die Andacht der gläubigen erregt werde und man die Schlauheit des Teufels hindere, auf daß derselbe nicht die Wirkung der Taufe hindere.
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