Zehnter Artikel. Der Ritus, unter dem die Taufe gespendet wird, ist ein zukömmlicher.
a) Dies wird bestritten. Denn: I. Nach Chrysostomus (cap. 10. de consecr. dist. 4.) „wäre das Taufwasser niemals geeignet geworden, die gläubigen von Sünden zu reinigen, wenn das Wasser nicht geheiligt worden wäre durch die Berührung mit dem Körper des Herrn.“ Der Herr aber ward getauft am Tage der Epiphanie. Also müßte an diesem Tage die feierliche Taufe gespendet werden und nicht in der Öster- oder Pfingstvigil. II. Wasser ist die Materie für die Taufe. Es ist also unzukömmlich, daß zugleich mit Öl und mit Chrisam die Brust, die Schultern und der Scheitel gesalbt werden. III. „In Christo Jesu ist weder Mann noch Frau, weder Barbar noch Scythe.“ Um so unzulässiger ist es da, auf das weiße Kleid zu sehen und dieses gleichmäßig für alle vorzuschreiben. IV. Ohne alle diese Riten wird die Taufe gültig gespendet. Also besteht da etwas ganz Überflüssiges. Auf der anderen Seite wird die Kirche durch den Geist Gottes geleitet, der nichts Ungeordnetes zuläßt.
b) Ich antworte, schlechthin notwendig für die gültige Spendung der Taufe sei nur: 1. die Form, 2. die Materie, 3. der Spender. Die Form zeigt hin auf die Hauptursache des Sakramentes; die Materie, nämlich das Abwaschen in Wasser, auf die Hauptwirkung; der Spender ist Ursache in der Weise des Werkzeuges. Alles Übrige dient zu einer gewissen Feierlichkeit, welche die Spendung des Sakramentes umgiebt. Solche Feierlichkeit hat 1. den Zweck, die Andacht und die Ehrfurcht vor der Taufe im Herzen der gläubigen zu beleben; weil man sonst leicht dieses Sakrament für ein bloßes Abwaschen halten könnte; — 2. die gläubigen zu unterrichten, damit sie danach forschen, was denn mit allen diesen sinnlich wahrnehmbaren Zeichen ausgedrückt werde; wie man ja auch durch Gemälde, Statuen u. dgl. den einfachen Leuten zu Hilfe kommt; — 3. damit durch die Gebete und Exorcismen und Segnungen die Kraft des Teufels gebrochen werde, der die Wirkung der Taufe auf den Täufling möglichst hindern möchte.
c) I. Christus hat die Taufe des heiligen Johannes am Tage der Epiphanie empfangen. Die gläubigen aber empfangen die Taufe Christi. Und weil diese ihre wirksame Kraft entlehnt dem Leiden und Sterben Christi, werden wir doch „im Tode Christi getauft“ (Röm. 6.); — weil wir zudem „aus dem heiligen Geiste“ (Joh. 3.) wiedergeboren werden; deshalb wird die feierliche Taufe gespendet an der Ostervigil, wenn nämlich das Andenken an das Begrabensein und das Auferstehen des Herrn gefeiert wird (hat Er doch selbst das Gebot zu taufen erst gegeben nach der Auferstehung); und an der Pfingstvigil, wenn nämlich das Fest desheiligen Geistes gefeiert zu werden beginnt; wurden doch eben von den Aposteln am Pfingsttage selber dreitausend getauft. II. Das Wasser gehört zur Substanz der Taufe; das Öl und der Chrisam zu einer gewissen Feierlichkeit. Denn der zu taufende wird zuerst an der Brust und den Schultern mit Öl gesalbt „als Streiter Christi“ (Ambr. 1. de sacr. 2.), wie die Kämpfer gesalbt zu werden pflegten. Deshalb sagt Jnnocenz III. (decret. cap. Cum venisset): „Der zu taufende wird an der Brust gesalbt; damit er kraft der Gabe des heiligen Geistes den Irrtum abwerfe und die Unkenntnis und den wahren Glauben empfange, weil der gerechte aus dem Glauben heraus lebt. Zwischen den Schultern wird er gesalbt, damit er nun alle Nachlässigkeit abschüttle und alle Trägheit und mit der Gnade des heiligen Geistes Gutes wirke, weil der Glaube ohne die Werke tot ist. Durch das Sakrament des Glaubens also seien rein die Gedanken in der Brust, stark durch fortwährende Übung unsere Arbeiten, die durch die Schultern versinnbildet werden; daß der gläubige eben wirke kraft der Liebe.“ Nach der Taufe aber wird der Täufling sogleich „mit dem heiligen Chrisma an dem Platze des Gehirns gesalbt und dabei wird ein Gebet gesprochen, damit er an Christi Reich teilnehme und von Christo her als ein Christ bezeichnet werde“ (Rhabanus lib. instit. Cler. 28.). Oder „Salbe wird ausgegossen über das Haupt, denn die Sinne des weisen sind im Haupte (das Folgende hat Innocenz bereits angeführt aus Ambrosius) . . .; am Scheitel wird er gesalbt, damit er bereit sei, jedem, der danach fragt, Rechenschaft zu geben von seinem Glauben.“ III. Das weiße Kleid wird gegeben als Zeichen der glorreichen Auferstehung, zu der die Menschen durch die Taufe wiedergeboren werden, und damit er nun unter Bewahrung der Reinheit nach der Taufe „in einem neuen Leben wandle“ (Röm. 6.); nicht als ob der Täufling ferner sich nicht anderer Kleider bedienen dürfte. IV. Diese Feierlichkeiten sind nicht überflüssig, sondern haben ihren Zweck, wie gesagt worden.
