10.
Fällt es euch aber schwer, daß ihr ihn nicht mit leiblichen Augen seht, so bedenket, daß uns dies nicht nützlich wäre! Denn etwas anderes ist es, ihn in seiner Herrlichkeit zu schauen, als so, wie er auf Erden wandelte. Unsere schwache Natur würde den Anblick einer solchen Herrlichkeit nicht ertragen können. Und gesetzt auch, wir könnten dies, dann gäbe es keine Welt und niemand mehr, der in ihr bleiben möchte; denn beim Schauen der ewigen Wahrheit würde jedermann einsehen, daß alles, was wir hier auf Erden hochachten, lauter Lüge und Täuschung ist. Wie würde dann eine arme Sünderin wie ich, die den Herrn so oft beleidigt hat, es wagen, so nahe bei ihm zu bleiben, wenn sie eine so große Majestät schaute? In seiner Verborgenheit unter den Gestalten des Brotes aber ist leicht mit ihm umzugehen. Wenn der König sich verkleidet, so brauchen wir meines Erachtens im Verkehr mit ihm nicht so viel Rücksicht zu nehmen und nicht so viele Umstände zu machen; dann scheint es, er müsse sich dies gefallen lassen, eben weil er sich verkleidete. So ist es auch hier. Wer würde es sonst wagen, so lau, so unwürdig und unvollkommen, wie wir sind, sich dem himmlischen König zu nahen?
