2.
Anfangs, meine Schwestern, kann es sein, daß ihr euch nicht wohl bei dieser Übung fühlt; denn da der Teufel weiß, welch großer Schaden ihm daraus erwächst, so wird er euer Herz beengen und euch Beschwerde dabei fühlen lassen. Er wird euch vorstellen, ihr fändet mehr Andacht bei anderen Übungen als bei dieser. Aber unterlaßt sie deshalb nicht; denn auf diese Weise will der Herr euch prüfen, wie es mit euerer Liebe zu ihm steht! Erinnert euch, wie wenige Seelen es gibt, die ihm Gesellschaft leisten und in seinen Leiden nachfolgen! Duldet ein wenig für ihn! Er wird es euch lohnen. Denkt auch daran, wie viele es geben wird, die nicht bei ihm bleiben wollen und ihn auch noch unhöflich von sich weisen! Etwas aber müssen wir ertragen, damit er unser Verlangen, ihn zu schauen, erkennt. Da er alles erträgt und ferner ertragen will, um auch nur eine Seele zu finden, die ihn aufnimmt und in Liebe bei sich behält, so sei diese Seele die eurige! Fände er keine, so würde der ewige Vater mit Recht nimmer zulassen, daß er bei uns bleibe. Aber der Vater liebt seine Freunde so sehr und ist ein so gütiger Herr seiner Diener, daß er das Verlangen seines guten Sohnes ansieht und ihn an der Vollbringung eines so vortrefflichen Werkes nicht hindern will, bei dem dieser so vollkommen seine Liebe zu ihm zeigt.
