12.
Der heilige Ephraem zog nun aus dem Lande Aegypten fort und ging zu Schiffe, um nach Cäsarea zu fahren und den heiligen Basilius zu besuchen. Gerade zu dem Feste der Erscheinung Christi kam er nach Cäsarea. Hier fragte er nach dem heiligen Basilius. „Gehe in die Kirche,“ sagte man ihm, „so wirst du den heiligen Basilius sehen.“1
Da stand nun der Heilige mitten in der Stadt, und Niemand nahm ihn auf; Ephraem brachte mit seinem Schüler, der ihm als Dolmetscher diente, die Nacht in einem Dorfe zu. Bei Anbruch des Tages aber, gerade zum Tage des S. 19 Epiphaniasfestes gingen sie in die Kirche, und der heilige Ephraem stellte sich in einen Winkel der Kirche, damit ihn Niemand sehe. Da erblickte er den heiligen, auserwählten und erhabnen Basilius in grosser Pracht und Herrlichkeit auf der Kanzel stehend, in glänzende Gewänder gekleidet und mit einer kostbaren und strahlenden Mütze auf dem Haupte, und es umgab ihn der Clerus in grosser Pracht. Als nun Ephraem diese Pracht und Herrlichkeit der Kanzel des h. Basilius erblickte, da wandte er sich zu seinem Schüler und sprach: „Ich glaube, Bruder, dass wir unsern Weg ganz umsonst gemacht haben; denn, wenn wir hierherkommen, die wir des Tages Last und Hitze ertragen haben, und dennoch unnütze Knechte sind, wie ist es möglich, dass dieser Mann, der so reich geziert ist mit solchem Schmuck und mit Gewändern, glänzend und strahlend wie der Schnee, der da leuchtet in grosser Pracht und Herrlichkeit wie der Schnee, und rings umgeben ist von seiner Gemeinde und dem Klerus — wie ist es möglich, dass dieser Mann in den Tugenden des h. Geistes vollkommen sei? Unmöglich ist das wahr, was wir über ihn gehört haben; ich glaube es ist nicht so.[“] Da wurde der heilige Ephraem traurig über das, was er sah, und er begriff jetzt nicht eher die Hoheit des Mannes Gottes, als bis sie ihm von Gott offenbaret wurde. In solchen Gedanken begriffen sprach er zu seinem Schüler: „Wir können hier unmöglich, mein Sohn, wenn wir auch des Tages Last und Hitze getragen haben, irgend einen Nutzen aus unserer Mühe ziehen. Wie ist es aber möglich, dass dieser Mann hier in solcher Pracht jene Feuersäule sei, die ich gesehen?“
Vergl. Gregor Nyssenus im Encom., ferner Metaphr. und besonders Ephr. in S. Basil. Encom. Opp. Gr. Tom. II. p. 289 sqq. ↩
