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Werke Ephräm der Syrer (306-373) Das Leben des heiligen Ephraem des Syrers (Vita) Das Leben des heiligen Ephraem des Syrers (Vita) (BKV)
Version 1

22.

Als der heilige Ephraem nun sah, dass die Stadt von den unreinen Secten befreit und gereinigt war, stieg er den Berg hinauf und zog sich in seinen früheren Aufenthaltsort zurück. Um diese Zeit geschah es, dass eine vornehme Frau in Cäsarea, die viel gesündigt hatte, in eine tiefe Reue über ihre Sünden verfiel; aber aus Scham und Scheu darüber war es ihr nicht möglich, sie vor dem heiligen Basilius zu bekennen. Da schrieb sie ihre Sünden auf ein Blatt Papier. Im wahren Glauben aber war sie der festen Zuversicht, dass sie Vergebung ihrer Sünden erlangen werde. Da nun der heilige Basilius zur Kirche hereintrat, da eilte sie hin, fiel ihm zu Füssen und reichte ihm das Blatt dar. Und der heilige Basilius nahm das Blatt, das Weib aber lag auf ihrem Antlitz am Boden und weinte bitterlich, und sie flehte den heiligen Hirten an, dass er bete für sie und ihr erflehe vom Gesalbten Vergebung ihrer Sünden. Da warf der heilige Basilius das Papier vor den heiligen Altar und flehte zu Gott für das Weib. Dann entfaltete der heilige Basilius das Papier, und er fand alles Geschriebene ausgelöscht, nur Eine Sünde blieb. Durch das Gebet des heiligen Hirten und durch den Glauben des Weibes hatte der Herr ihr die Sünden vergeben. Dann wurde ihr das Papier zurückgegeben. Als sie aber sah, dass Eine Sünde darauf geblieben war, da begann sie mit Klagen und bittern Thränen den S. 33 Heiligen anzuflehen, dass er sich über sie erbarmen möge; alle ihre Sünden seien ihr vergeben durch das Heil des Gesalbten, nur Eine Sünde sei auf dem Papier geblieben. Der heilige Basilius aber antwortete dem Weibe und sprach: „Meine Tochter, höre, was ich dir sage: Wenn du Vergebung der Sünde finden willst, wohlan, so gehe auf den Berg Edessa's und da wirst du in einer kleinen Höhle einen herrlichen Mann finden, vollendet und vollkommen in den Tugenden des heiligen Geistes; sein Name ist Ephraem. Ihm zeige das Papier und bitte ihn, dass er für deine Eine Sünde bete.“ Als das Weib das hörte, nahm sie das Gebet des Heiligen mit sich, ging unter vieler Qual und Pein und kam zu dem heiligen Berge des heiligen, gepriesenen Ephraem. Da warf sie das Papier durch das Fenster hinein, klagte mit Thränen und sprach: „Erbarme dich über mich, Diener Gottes, der heilige Basilius schickt mich zu dir.“ Der heilige Ephraem erkannte ihre Sache und sprach zu ihr: „Meine Tochter höre mich: Auch ich bin ein Sünder und ein schwacher Mensch.“ Da flehte sie bitter seufzend und sprach zu ihm: „Unser Vater schickt mich zu dir; da er flehte für meine Sünden und den Gesalbten bat, dass er mir meine vielen Sünden vergeben möge, da blieb noch Eine Sünde auf dem Papier und die schwerste, und sie war nicht getilgt auf dem Papier. Darum komme ich zu dir, von ihm wurde ich geschickt; darum hilf mir Sünderin und Schuldbelasteten; verwirf nicht das Flehen der Ohnmächtigen.“ Da entgegnete ihr der Heilige und sprach: „So ist's nicht, ο Weib; der dir deine vielen Sünden vergeben konnte, der kann dir auch diese Eine Sünde vergeben. Kehre um, ο Weib, so schnell du kannst, damit du den Heiligen noch am Leben findest; denn nahe dem Tage des Heimganges ist der erhabene Basilius, diese Feuersäule, dieser Ruhm der Kirche und des Sohnes Gottes. Wohlan, gehe hin, ο Weib.“ Als sie hörte, was er zu ihr sprach, da kam eine grosse Furcht und Zittern über sie; eiligst machte sie sich auf den Weg und kam nach Cäsarea nach bitterem Leid. Siehe da trugen sie die S. 34 Bahre des erhabnen Hohenpriesters Basilius von seinem Lager her in die Kirche. Und es betrauerten ihn die Priester, Diacone und der ganze Clerus mit lautem Seufzen und Jammern und vielen Thränen. Da ging das Weib einer Wahnsinnigen gleich, forderte den Heiligen heraus und sprach: „Es sehe der Herr zu und richte zwischen mir und dir, heiliger Hirte des Gesalbten; meine andern Sünden konntest du mir vergeben, aber Eine Sünde blieb mir. Du sandtest mich auf den Weg.“ Als sie so herausfordernd gesprochen, warf sie das Papier auf die Bahre des heiligen, erhabnen Basilius und bekannte öffentlich laut ihre Sünden. Da trat einer der Diaconen herzu, nahm das Papier, damit er sahe, welche Sünde auf dem Papier geblieben sei, aber er fand nichts Geschriebenes mehr darauf. Da rief er laut und sprach: „Dein Glaube ist gross; nimm das Papier und siehe, dass dir alle deine Sünden vergeben sind.“ Da erkannte Jeder, dass ihr auf das Flehen des heiligen Ephraem und des heiligen Basilius ihre Schuld vergeben war, und Alle fühlten, dass der heilige Ephraem der Erwählte des Herrn sei.

Bald starb auch der heilige Basilius, und als Ephraem die Nachricht von seinem Tode erhalten, trug er grosses Leid, dass die Heerde des Heiligen seines Anblickes beraubt sei. Aber dennoch ist sie ja seiner nicht beraubt; mit seinen Gebeten ist er Jedem nahe. — Auf ihn dichtete dann der heilige Ephraem Reden und Hymnen.

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  • Das Leben des heiligen Ephraem des Syrers (Vita)
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