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Werke Ephräm der Syrer (306-373) Das Leben des heiligen Ephraem des Syrers (Vita) Das Leben des heiligen Ephraem des Syrers (Vita) (BKV)
Version 1

21.

Der heilige Ephraem erfüllte jetzt die Welt mit seiner S. 30 Lehre. Er schrieb nämlich in dieser Zeit seine Hymnen über Nisibis, über den heiligen Jacobus, über den Kaiser Constantinus, über den Zorn und das Unglück seiner Zeit, ferner über die Besetzung der Gefilde rings um die Stadt und der Klöster, die hier lagen, über die heilige Schemoni und ihre Söhne, über Simeon, Guria und Habib, die in Edessa den Märtyrertod starben, auch über den gottlosen Julianus (dessen Zeit der Heilige noch erlebte) und über die Verfolgung der Bischöfe von Seiten dieses Bösen dichtete er Hymnen. Es erzählt auch Ephraem, wie die Gesandten dieses Frevlers Julianus nach Edessa kamen, während er selbst mit einem grossen Heere — er wollte nämlich gegen Persien ziehen1 — in die Nähe der Stadt kam. Julianus selbst blieb zunächst in Haran, 2 wo viele Heiden wohnten und viele Götzenbilder waren; hier opferte der Gottlose. Von den Vornehmen dieser Stadt schickte er einige als Gesandte nach Edessa, damit die Bewohner kämen ihn anzubeten und den unreinen Götzen zu opfern. Aber die Ankunft dieser Boten erschreckte und beunruhigte die Edessener nicht, sondern sie antworteten Alle mit Muth und Glauben: "Behüte uns Gott, dass wir den Schöpfer Himmels und der Erden, der um unseres Heiles Willen Mensch geworden ist, verläugnen sollten, wie dieser König, der Gott verläugnet hat und Daemonen anbetet. Ein Tod ist Allen bestimmt; S. 31 darum vermag uns weder Schwert noch andre Todesstrafe um Abfalle zu bewegen." Siehe da trat ein gläubiges Weib 3 mit zwei Söhnen vor die Gesandten, und als einer von denselben sie fragte: "Weib, was willst du?" da antwortete sie: "Ich bringe als Erstlingsgeschenk meine Söhne dem Könige der Könige, Christo, dass sie sterben und von ihm die Märtyrerkrone empfangen." Als das der Gesandte sah, stutzte und staunte er über den Muth und den Glauben der Edessener, dass sie für ihren Herrn und Heiland so willig in den Tod eilten. Da kehrte er um, verkündigte seinem Könige den Willen der Edessener, dass sie zum Tode bereit seien. Da wurde Julianus sehr zornig und sprach: "Wenn ich aus Persien zurückkehre, so will ich sie bestrafen." Indessen kam Jovinianus heimlich nach Edessa, ohne dass der gottlose Julianus es wusste, betete im Tempel der Mutter Gottes vor dem Bilde des Gesegneten, und die ganze Nacht hindurch betete und weinte er; da wurde dem gläubigen Kaiser Jovinianus durch eine Erscheinung von Gott offenbaret, dass über den gottlosen Kaiser Julianus der Tod beschlossen sei. Des freute sich dieser wahre Gläubige, und er ward gestärkt in seinem Herzen. — "Edessa verliess ihren Besitz, ihre Häuser liess sie offen und ging hinaus mit ihrem Hirten zu dem Gottlosen,4 um sich tödten zu lassen; denn ihren Glauben verleugneten sie nicht und nicht die Liebe zu ihrem Herrn. Mit wenigen Worten sprachen alle Bewohne[r] also: "Billig ist, dass wir unsern Besitz, unsre Häuser, Alles, was uns gehört, diesem Tyrannen, der zu uns gekommen, übergeben, unsern Glauben aber verleugnen wir nicht." Edessa ist reich gesegnet: mit weisem Rathe und guten Sitten, mit nützlicher, kluger Einsicht, mit Scharfsinn und Weisheit; mit Glauben hat sie ihre Lenden gegürtet; mit der Hülfe ihres Herrn hat sie S. 32 alle Irrthümer besiegt; durch seine Liebe ist sie gekrönt worden; der Gesalbte hat ihre Bewohner gesegnet. Edessa ist geziert mit Ruhm; denn des Namens Jesu rühmt sie sich; auch seines Abgesandten rühmt sie sich, des heiligen Apostels Adaeus. Stadt, die du an Berühmtheit gleichst der himmlischen Jerusalem, ο Edessa, wann wirst du mir sagen, dass ich preisen soll deinen erhabenen Ruhm? Da ich dich aber nicht mit reicheren Worten preisen darf, so schweige ich von deinem Ruhme".5


  1. Julianus mit dem Beinamen Apostata (der Abtrünnige) regierte von 361—363. Er starb im Kampfe gegen die Perser, der übrigens glücklich war, also im Jahre 363 (es wird sogar das Datum angegeben, den 25. Juni). In Mesopotamien nnd Syrien fiel er auf dem Zuge ein, den er gegen die Perser unternahm (wie wir dies nicht allein aus der Geschichte wissen, sondern auch aus der vorliegenden Lebensbeschreibung erfahren). Dieser Einfall muss ohne Zweifel im Jahre 363 stattgefunden haben, da Julianus diese Belagerung der syrischen Städte vor dem Beginn des Krieges mit den Persern unternahm. (S. die vorlieg. Lebensbeschr.) Vergl. die Schrift: „Ueber den Kaiser Julianus und sein Zeitalter," ein historisches Gemälde von Aug. Neander. Hamburg 1812. ↩

  2. Ebenso berichtet Sozom. lib. 5, c. 1 u. c.18 und Theodoret hist. eccl. lib. 4, c. 17. ↩

  3. Wahrscheinlich mit Namen Schemoni, die Ephraem nebst ihren Söhnen besang. Siehe S. 30. ↩

  4. d. h. zum Kaiser Julianus, der in Haran lagerte. ↩

  5. Eine Hymne Ephraem's, die er dichtete aus Freude über den Glaubensmuth, welchen die Edessener dem Julianus gegenüber bewiesen. ↩

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