7. Gedicht über die monastische Vollkommenheit.
Text: Bickell a. a. O. S. 266 ff. (Nr. 37, vergl. unten); Bedjan a. a. O. S. 539 ff. (Nr. 45). In der Handschrift, welche Bickell vorgelegen hat, ist unsere Homilie in die über die Buße (vgl. oben Nr. 5) eingeschaltet. Daß sie aber als eigenes, selbständiges Gedicht anzusehen ist, hat Bedjan auf Grund des Inhaltes wie der übrigen Handschriften festgestellt. Die den beiden Textausgaben zugrunde liegenden Manuskripte weisen große Verschiedenheiten in der Textüberlieferung auf, zuweilen fehlen auch größere Partien, besonders in der Ausgabe Bedjans gegenüber dem bei Bickell gegebenen Texte. Der folgenden Übersetzung liegt durchwegs ersterer zugrunde, einige wenige Fälle ausgenommen, wo die Lesart Bickells auf Grund des Zusammenhanges offenbar vorzuziehen ist. — Diese „Homilie des Lehrers Mar Isaak über die Vollkommenheit der Brüder und über die Selbstverleugnung“, — so lautet die handschriftliche Überschrift, — ist vor allem bemerkenswert wegen der Stelle über die Willensfreiheit des Menschen. Der Dichter wendet sich ausdrücklich gegen jene, welche die S. 188 Willensfreiheit des Menschen zugunsten der göttlichen Gnadenwirkung allzusehr abschwächen, so daß man fast versucht wäre, an den hl. Augustin zu denken. Man wird aber wohl besser mit Bickell (S. 307, Anm. 1) annehmen, daß unter den fingierten Gegnern nicht der hl. Kirchenlehrer selbst, sondern einige Schüler und Anhänger desselben zu verstehen sind, welche seine Lehre übertrieben. Genau betrachtet, stimmt Isaak mit Augustinus in der Lehre über das Verhältnis von Wille und Gnade überein.
